
Der Abgang von Feras Antoon und David Tassillo, den langjährigen Chefs des Erotikkonzerns MindGeek, hat weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Vorerst soll das Unternehmen von der verbleibenden Führungsriege geleitet werden, bis Nachfolger gefunden werden, die die Holding weiterführen. Zu MindGeek gehören einige der wertvollsten Marken der Pornoindustrie, darunter Pornhub, RedTube, MyDirtyHobby, Brazzers, Nutaku, Reality Kings und Digital Playground.
Variety, das US Nachrichtenmagazin für die Unterhaltungsbranche, berichtete als erstes, dass zwei der mächtigsten Männer der Pornobranche von ihren Positionen zurückgetreten sind. Sowohl MindGeeks CEO Feras Antoon als auch der COO des Unternehmens, David Tassillo, sind von ihren Positionen an der Spitze des Unterhaltungsgiganten zurückgetreten, der die Pornowelt für immer verändert hat.
Das Unternehmen veröffentlichte eine wortkarge Erklärung zu dem Führungswechsel, der durch massive Vorwürfe und politische Angriffe gegen MindGeeks Vorzeigemarke PornHub in der Kritik begleitet wurde. In dem Statement heißt es: »Antoon und Tassillo scheiden aus dem Tagesgeschäft von MindGeek aus, nachdem sie mehr als ein Jahrzehnt lang in Führungspositionen für das Unternehmen tätig waren. Das Unternehmen ist strategisch auf langfristiges Wachstum ausgerichtet, und das Führungsteam von MindGeek wird das Tagesgeschäft übergangsweise leiten, während die Suche nach Nachfolgern im vollen Gange ist.«
Obwohl das Unternehmen angibt, dass der Wechsel an der Spitze bereits seit Anfang 2022 geplant und besprochen wurde, kommt der Schritt für viele Branchenbeobachter dennoch überraschend. Beide Manager werden weiterhin Anteilseigner bleiben, und da es keine Ankündigungen darüber gibt, wer ihre Nachfolger werden sollen, wollen die beiden Manager vielleicht vor allem eine Weile aus dem Rampenlicht verschwinden. Wie bereits erwähnt, hatten die öffentliche Meinung um PornHub und viele Anti-Porno-Medien begonnen, Tassillo und Antoon persönlich anzugreifen.
Variety kommentierte: »Laut MindGeek beginnt das Unternehmen nun damit, ‚intensiv in den Ausbau von Creator-First-Angeboten‘ sowie in zusätzliche ‚Möglichkeiten zur Monetarisierung von Inhalten‘ zu investieren.«
In dem Artikel heißt es weiterhin, »Das Unternehmen sagt, dass es derzeit Hunderttausenden von Models ‚die Möglichkeit bietet, sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen‘ und versucht, die Anzahl der Talente, mit denen es zusammenarbeitet, ‚massiv auszubauen‘.«
Inzwischen hat das Unternehmen Gerüchte dementiert, dass der Rücktritt der Führungsspitze etwas mit Presseartikeln über den Umgang mit fragwürdigen oder illegalen Inhalten auf PornHub zu tun hat. Eine Stellungnahme von MindGeek zu den Spekulationen, dass ein Artikel im New Yorker ein großes Problem für die Geschäftsführung sei, wurde inzwischen von der Washington Post veröffentlicht. Darin erklärt MindGeek: »Das Magazin The New Yorker hatte die Möglichkeit, seriös zu recherchieren, was im Kampf gegen illegale Inhalte im Internet funktioniert, indem es sich mit den Fakten befassen, die Strategien der Plattformen vergleichen und die Ergebnisse untersuchen würde. Stattdessen hat man sich entschieden, die Tatsache zu ignorieren, dass MindGeek eine umfassendere und wirksamere Politik hat als jede andere große Plattform im Internet, und hat beschlossen, mit denselben groben Falschdarstellungen hausieren zu gehen, die Anti-Porno-Extremisten seit Jahrzehnten verbreiten.«
Vielleicht verschafft der Rücktritt des Spitzenteams dem Unternehmen Zeit zum Durchatmen und zur Umstrukturierung, um mit einer neuen Strategie den Problemen zu begegnen, die sich aus dem weltweiten Gegenwind gegen Erwachsenenunterhaltung und Sexarbeit ergeben.