
Die indischen Behörden beginnen, die Handys von Bürgern auf pornografische Inhalte zu durchsuchen. Die Polizei im Bundesstaat Gujarat hält nun offenbar selbst Passanten mitten auf der Straße an, um Geräte zu prüfen. Angeblich will man so die illegale Verbreitung von Pornografie unterbinden und Minderjährige schützen.
Die hochumstrittene anlasslose Untersuchung von Handys unbescholtener Einwohner wird von der indischen Regierung nun dazu genutzt, um die restriktive Zensurpolitik bezüglich pornografischer Inhalte durchzusetzen.
Menschen, die von Einsatzkräften vor Ort willkürlich als verdächtig eingestuft werden, müssen nun auf Verlangen ihr Handy herausgeben und von Beamten durchsuchen lassen. Die Maßnahme gehört zur sogenannten »Digital Combing«-Initiative [Dt.: Digitales Durchkämmen], die vorgeblich Minderjährige vor sexuellem Missbrauch schützen soll.
Die indischen Medien sind derzeit voll von sexfeindlichen und Anti-Porno-Artikeln. Dabei werden die Unterschiede zwischen freier sexueller Entfaltung, erotischen Aufnahmen und expliziter Pornografie vollkommen verwischt – ein beliebtes Vorgehen inhumaner Populisten, die mit den Neurosen und der Unwissenheit streng religiöser Menschen, wie auch mit den Ängsten unaufgeklärter Eltern spielen.
Die Behörden betonen deshalb teils Zusammenhänge, die nur eingeschränkt oder gar nicht bestehen. So vermuten die staatlichen Stellen einen Zusammenhang zwischen Sexualverbrechen und vorherigem Pornokonsum. Der zuständige Polizeichef Rajdeepsinh Zala behauptet, dass »in den meisten Fällen von sexuellen Übergriffen gegen minderjährige Mädchen die Täter süchtig nach kinderpornografischen Inhalten« wären.
Er fügt hinzu: »Teil der Operation ist es, dass wir Menschen um ihre Handys bitten. Wir machen das bei Routinepatrouillen und aufgrund von spezifischen Informationen oder verdächtigem Verhalten von Individuen.«
Digitales Durchkämmen funktioniert nicht nur durch zufälliges Durchsuchen von Passanten, sondern kann auch durch Hinweise aus der Bevölkerung ausgelöst werden. Wem sein Nachbar seltsam vorkommt, der kann ihn anschwärzen, und schon muss der jeweilige Bürger sein Handy durchsuchen lassen.
Die Indian Times berichtet über die erste Verhaftung im Rahme des neuen Vorgehens. In Chhiri, nahe Vapi, wurden drei Männer verhaftet. Die Einsatzkräfte hatten zuvor von Nachbarn den Verdacht zugetragen bekommen, dass die 19-21-jährigen Männer pornografische Inhalte teilten. Ihnen wird daher ein Verstoß gegen die Anti-Obszönität-Gesetze des Landes vorgeworfen.