
Durch die weitreichenden Drehstopps ist die traditionelle Pornoindustrie in den USA zum Erliegen gekommen. Solo-Szenen und Drehs mit dem eigenen Partner sind für viele der Darsteller eine der wenigen verbliebenen Alternativen. Die erfolgreiche Indie-Ikone Erika Lust hat aus der Not eine Tugend gemacht und kurzerhand die Doku »Sex and Love in the Time of Quarantine« gedreht. Heraus kam ein erstaunlich sinnlicher und lebensfroher Rundum-Blick über die derzeitige Situation.
Die in Barcelona beheimatete Pornoproduzentin Erika Lust steht seit Jahren an der Spitze der in Anlehnung an die alternative Pop- und Filmkultur ebenfalls »Indie« genannten alternativen Pornoszene. Mit einem authentischen Blick und Offenheit für die vielen Facetten heutigen Lebens produziert sie einige der erfolgreichsten Pornos der Bewegung. Nun liefert sie eine pornografische Doku zum Leben, Lieben, Sex und Pornografie in Zeiten der Pandemie.
Um die Quarantäne- und Lockdownauflagen nicht zu verletzen, ließ Lust die Beteiligten und Protagonisten ihrer Doku unter klaren Vorgaben sich selbst filmen und fügte alles im Schnitt zu ihrem Film zusammen. Die Darsteller filmen sich also selbst oder gegenseitig in ihren Wohnungen und Häusern und zeigen, wie sie während der Coronakrise intim miteinander sind und ihre Sexualität ausleben.
Im Trailer heißt es verheißungsvoll: »Wir haben sechs Menschen in vier unterschiedlichen Städten kontaktiert und sie zu einem Spiel herausgefordert. Dies ist das Ergebnis…«
Erika Lust sagt zu ihrem neuen Film: »Ich schenke diesen Film, allen auf der Welt, die zu Hause bleiben müssen, man sollte ihn schauen und sich davon inspirieren lassen, wie andere ihre Quarantäne verbringen.« Und mit »schenken«, meint die versierte Produzentin es ernst. Seit dem 16. April kann der Film ohne Sexszenen kostenlos angeschaut werden. Ab dem 23. April können Abonnenten von Lusts Webseite xConfessions den unzensierten Film genießen.
Zu den Porträtierten gehören das Darstellerpaar King Noire und Jet Setting Jasmine, die sich in ihrem Haus in Florida zeigen. Ein anderes Paar nennt sich My Sweet Apple und kommt aus Barcelona. Auch Kenneth Play zeigt sich beim Pornoschauen in Solo-Isolation in seiner Wohnung in New York. Die mehrfach ausgezeichnete Pornodarstellerin Casey Calvert spielt in Los Angeles Flaschendrehen mit sich selbst, der Zufall bestimmt, welches Sextoy sie benutzt.
Neben der Neugier und der sich aufdrängenden Thematik hat Erika Lust die Inspiration für ihren Corona-Film auch ihrer poetischen Eingebung zu verdanken. Sie formuliert das so: »Ich stelle mir ein unsichtbares Band vor, das uns alle miteinander verbindet. In schlaflosen Nächten gehe ich in meinem Kopf unterschiedliche Szenen durch, spiele mit mir selbst Sexroulette, bis ich Träume betrete, in denen meine Lust nicht länger von Social Distancing beschränkt wird.«
Ein globaler Gangbang? Lagerkoller? Schöner und erotischer kann man kaum ausdrücken, dass die Coronazeit uns allen auch sexuell zusetzt. Fürs Erste jedenfalls müssen Pornodarsteller zumindest in den USA und Europa solo oder mit ihren Partnern drehen. Ob sich daraus ein Trend entwickelt? Wir werden sehen.
Hier der Trailer zum Film (mit Sexszenen). (Auf xConfessions finden Sie Zugang zur ganzen Doku).