
Nachdem es um die Vorwürfe gegen Pornostar Ron Jeremy in letzter Zeit etwas still geworden war und es so aussah, als könnte der legendäre Darsteller seine Karriere doch fortsetzen, kommt es nun wider Erwarten zum Showdown vor Gericht. Unter Umständen wird Jeremy seine letzten Lebensjahre wie die verurteilten Serienvergewaltiger Harvey Weinstein und Billy Cosby hinter Gittern verbringen müssen.
Noch immer gilt das eherne Gesetz, dass nur wenige Männer im Pornogeschäft zu echten Stars werden. Einer aber gehört zweifellos zu den großen Ausnahmen: Ron Jeremy, ein seit Jahrzehnten aktiver, inzwischen zur popkulturellen Legende gewordener Darsteller, der in weit über 1700 Pornofilmen und zahlreichen Mainstreamproduktionen mitgewirkt hat.
Unter dem Titel »Ein Mann und viertausend Frauen« erschien 2007 die Autobiografie des Darstellers, der mit bürgerlichem Namen Ronald Jeremy Hyatt heißt. Schon darin gab er durchaus zu, sexbesessen zu sein. Inwiefern sich diese Besessenheit nicht nur in beruflich vorteilhafter und gewünschter Weise, sondern eventuell auch missbräuchlich und kriminell geäußert hat, wird nun vor Gericht verhandelt.
Ins Wanken geriet der Ruf der Legende bereits 2017, als Pornostar Ginger Banks in einem YouTube-Video Ron Jeremy vorwarf, mehrfach Frauen sexuell belästigt zu haben. Auch andere Darstellerinnen und branchenfremde Frauen schlossen sich Banks an und erzählten von mal mehr mal weniger drastischen Übergriffen des 67-jährigen Pornostars. Dieser stritt alle Vorwürfe vollumfänglich ab und konnte trotz zahlreicher Boykott-Aufrufe und Ausladungen bei Erotikmessen dennoch in letzter Zeit seine Karriere reanimieren. Rechtliche Folgen blieben ohnehin aus – bis jetzt.
Jetzt sind die Vorwürfe konkret, und die Staatsanwaltschaft von Los Angeles hat Anklage gegen Jeremy erhoben. Drei Frauen im Alter zwischen 25 und 46 Jahren soll Jeremy vergewaltigt und sexuell belästigt haben. Die Taten sollen sich in jüngerer Zeit ereignet haben, und zwar zwischen 2017 und 2019. Ein vierter Fall stammt aus dem Jahr 2014 und soll ebenfalls vor Gericht kommen. Wenn diese Vorwürfe zutreffen, dürfte es sich bei Jeremy um ein pathologisches Verhaltensmuster handeln: Nicht einmal die öffentlich gewordenen Vorwürfe 2017 hätten sein Handeln verändert.
Der Darsteller wurde einstweilen in Untersuchungshaft genommen und die Kaution auf 5,8 Millionen Dollar festgesetzt. Im Falle einer Verurteilung droht Jeremy lebenslange Haft. Über seinen Anwalt, Stuart Goldfarb, bestreitet der Darsteller die Vorwürfe und pocht auf seine Unschuld.