
Für alle kam die Corvid-19 Epidemie völlig unerwartet und trifft vor allem Sexarbeiter mit aller Härte. Denn mit den Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Virus im Rahmen des Infektionsschutzgesetz §§ 56 ff. werden alle Veranstaltungen und Einrichtungen des gesellschaftlichen Lebens bis auf weiteres ausgesetzt. Außerdem gilt für spezielle Gewerbe wie Prostitutionsstätten und vergleichbarer Veranstaltungen absolutes Gewerbeverbot. Zu Prostitutionsveranstaltungen im Sinne des Prostitutionsschutzgesetz von 2016 gehören auch Pornoproduktionen jeglicher Art. Wer dagegen verstößt macht sich nach deutschem Gesetz strafbar. Das gilt für alle ohne Ausnahme. Professionelle Darsteller und Amateure dürfen nicht produzieren. Für viele tausende Menschen der Adultindustrie heißt es jetzt sprichwörtlich „Irgendwie Durchkommen“. Wobei die Damen meistens noch Einkünfte mit der Webcam erzielen können, was in schwierigen Zeiten sicher hilft.
Wir haben uns etwas umgehört und bei Pornostar Lullu Gun nachgefragt. Sie sagt: „Selbst die Webcam ist kein Garant sicher durch die Krise zu kommen. Einige Camgirls haben bereits bestätigt, dass zwar viele User jetzt zu Hause sind, aber meistens nicht allein und damit keine Zeit für ihr Camgirl haben. In Krisenzeiten werden wohl auch die Ausgaben für ihre Camgirls überdacht. Hinzu kommt, dass jetzt sogar mehr Girls in der Cam aktiv sind als vorher. Da will jeder was vom Kuchen abhaben und am Ende werden es nur Krümel.“

Seit Jahren schon kämpft die professionelle Branche mit Marktanteilverlusten an die
Amateurcommunity und gleichzeitig aber auch für einen Erhalt von hochwertigen Erwachsenen-filmen. Angesichts des Produktionsstoppes haben die wenigen übrig gebliebenen Firmen, die noch qualitativen Content produzieren, bereits signalisiert, dass es jetzt um alles geht. Je länger die Krise dauert, desto wahrscheinlicher ist eine Insolvenz. Vor allem hauptberufliche Darstellerinnen und Darsteller sind in Nöte.
Dazu haben wir ‚last man standing‘ Jason Steel befragt. In seiner Instagramstory postet der Berliner Tipps für Sexarbeiter wie sie sich in der Krise verhalten sollten. Außerdem hatte der bekannte Pornostar Ende 2018 am eigenen Leib erfahren, wie es ist an einer tückischen Krankheit zu erkranken. Damals musste er auf Grund einer Syphilisinfektion insgesamt 4 Monate aussetzen. Wir haben gefragt wie es ihm heute geht und was er zur heutigen Situation rund um Corona sagt:
„Es geht mir in etwa so wie vielen anderen Selbstständigen und Künstlern im Land. Man steht mit dem Rücken zur Wand. Nur eben diesmal noch dichter dran. Corona betrifft uns alle! Es gibt gute Gründe warum die Regierung diese harten Maßnahmen ergreift, denn ohne diese könnte sich der Virus unkontrolliert im ganzen Land verbreiten und aus ein paar tausend Toten können dann auch Zehntausende werden! Jeder von uns gesunden Menschen kann Überträger dieses Virus sein und damit ist er eine potenzielle Gefahr für alte und nicht gesunde Menschen. Dessen sollten wir uns bewusst sein, wenn wir darüber reden ob es gut oder schlecht sei in diesen Zeiten ‚Zu Hause zu bleiben‘. Es gilt absolutes Drehverbot. Sogar Amateure müssen zu Hause bleiben und dürfen in dieser Zeit nicht drehen. Aber leider haben dies immer noch nicht alle verstanden. Da wundert es einem
schon, wenn man mitbekommt, dass es anscheinend einen deutschen Auswanderer gibt, der auf einer spanischen Insel im Mittelmeer lebt und von sich selbst behauptet er sei das Pornogremium, welcher über das Gut oder Schlecht einer Ausgangssperre bestimmt. Er selbst entscheide wann und wie gedreht wird. Vor solchen Produzenten sei gewarnt. Dies ist verantwortungsloses Handeln und gerade in der jetzigen Zeit nicht angebracht. Weiter weise ich darauf hin, dass es für Darsteller unangenehme Konsequenzen haben kann, wenn man sich nicht an das Verbot hält. Neben Geld- und Haftstrafen seitens der Behörden, kann es ebenso dazu führen, dass man auf die Blacklist von Unternehmen, Produzenten und Agenturen kommt. Dann ist die professionelle Karriere im Adultbiz sowohl in Europa wie den USA futsch. Im Übrigen kommt es auch nicht gut bei den eigenen Kollegen an, die sich an die Maßnahmen, wissentlich der finanziellen Einbußen, halten! Und dasselbe gilt natürlich für die Gesundheitsstandards, die einzuhalten sind und nicht wegen finanzieller Aspekte aufgeweicht werden dürfen. Das ist egoistisches Inseldenken und damit gefährdet man sich und andere. Corona ist für alle eine harte Zeit und wir müssen schauen, dass wir gute Wege finden durch diese schwierigen Zeiten gemeinsam durchzukommen. Ich rate allen Sexarbeitern jetzt bereits einen Antrag beim Jobcenter auf Unterstützungsleistungen zu beantragen. Des Weiteren wird es einmalige Zulagen des Staates für Einzelunternehmer geben, prüft ob dies für euch in Frage kommt. Außerdem gibt es Möglichkeiten sich über seine Hausbank Kredite der KfW-Bank zu niedrigen Zinsen und vereinfachter Vermögensprüfung vermitteln zu lassen. Prüft alles was möglich ist. Ich bin bereits
dabei und hoffe das Beste. Ohne Unterstützung vom Staat kann ich mir dieses Mal keine Zweite Ausfallzeit wie bei meiner Syphiliserkrankung leisten. Wobei ich sie mir damals schon nicht leisten konnte und mich bis heute versuche von den wirtschaftlichen Schäden zu erholen. Ich denke wir sollten uns alle auf etwa drei Monate Ausfallzeit einstellen und keiner kann sagen was danach kommt. Lassen wir uns überraschen. Positives Denken ist heute wichtiger denn je!“
Bleiben sie gesund!