
Ein neues Angebot aus dem Umkreis der Macher von Facialabuse, einer umstrittenen Webseite für harte Gonzo-Pornografie, dürfte zwei der ohnehin brennendsten Themen der Zeit zumindest in der Pornobranche der USA weiter anheizen. Die Macher von Black Payback berufen sich auf semi-satirische Ansätze. Die überaus realistische Einbettung der pornografischen Inhalte in den mit realem Archivmaterial gezeigten Kontext der Ermordungen von Schwarzen durch weiße Polizisten sowie schwere Vorwürfe der Darstellerin Leigh Raven gegen den Regisseur der Seite Just Dave werfen jedoch mehrere Fragen auf.
In der Branchenpresse der USA werden die Inhalte der auf harte Nischenpornografie spezialisierten Seiten Facialabuse, Ghettogaggers und Latinaabuse derzeit regelmäßig mit Ankündigungen neuer Filme beworben. Einer der profiliertesten Darsteller für Fetisch- und BDSM-Pornografie, der durch seine Arbeit für das angesehene Studio Kink.com zu Weltruhm gelangte Steve Holmes, dreht seit einigen Monaten Szenen für die immer schon mit einer Gratwanderung zwischen grobem Humor und offener Misogynie hantierenden Webseiten. Dort entstehen einige der härtesten Szenen, die die Branche hervorbringt.
Nun kündigt XBIZ auch einen neuen Film einer neuen Seite aus dem Umkreis der FA-Macher an. Sie erscheint auf einer Webseite namens Black Payback. Bei den Szenen der Webseite geht es um die Rache von schwarzen Männern an »White America«. Im Trailer heißt es »You came for our music. Then you came for our brothas. You even came for our women. Enuff is enuff. We cumin for your white bitches.« [Ihr habt unsere Musik angegriffen. Dann habt ihr unsere Brüder angegriffen. Ihr habt sogar unsere Frauen angegriffen. Genug ist genug. Jetzt kommen wir, um eure weißen Hündinnen zu holen.]
Die Darstellerinnen werden, wie es bei Produktionen von Just Dave und Facialabuse üblich ist, ausnehmend brutal behandelt. Zwar sind Ohrfeigen, Anspucken, Haareziehen, Würgen, mit Schlägen und Beleidigungen versehene Gangbang-Szenen und Herumschubsen längst auch Standard bei im Mainstream zu verortenden Produktionen, doch die Filme dieser Produzenten arbeiten zudem mit der Fiktion, die Darstellerin selbst über ihre Grenzen zu bringen und im Grunde für ihre Teilnahme am Pornofilm zu bestrafen.
Es geht, so zumindest die Fiktion, um das Brechen der Darstellerin, sie soll real weinen. Der Einsatz von Safewords und das Fixieren und Unmöglichmachen von Zurückweichen gehören zum visuellen Repertoire dieser Szenen.

Das Verwischen von Realität und Fiktion ist hier Teil des Fetischs, ein Teil des Markenzeichens. Das macht eine Bewertung des Angebots auch für Branchenexperten schwer. Um so problematischer wird es dann, wenn einige Darstellerinnen sich zu Wort melden und von nicht abgesprochenen Misshandlungen und fragwürdigen Einzelsituationen berichten. Dies ist zwar im Vergleich zur Anzahl der Filme nicht oft, insgesamt aber eben doch mehrfach geschehen.
Während Facialabuse seit Jahren an der Wahrnehmungsschwelle der Mainstreammedien vorbeiproduziert und nur in seltenen Fällen in die Schlagzeilen gerät – so zum Beispiel bei der Netflix-Pornodoku »Hot Girls Wanted« und beim in den USA landesweit Schlagzeilen machenden unfreiwilligen Outing des Realnamens einer Darstellerin durch einen Abonnenten der Seite – ist das nun neue Angebot Black Payback von Anfang an umstritten.
Die bekannte Darstellerin Leigh Raven hat eine der ersten Szenen für das neue Label produziert. Im Nachfeld der Dreharbeiten erhob sie in einem YouTube-Video schwere Vorwürfe, über die auch VAN berichtet hat. So soll der Dreh nicht branchenüblich im Vorfeld Szene für Szene abgesprochen worden sein und auf Abbruchwünsche, die die Darstellerin als implizit geäußert ansah, nicht eingegangen worden sein. Die Arbeitsbedingungen insgesamt seien feindlich und fragwürdig gewesen.
Der Regisseur der Reihe Just Dave hat auf diese Anschuldigungen hin Material von den Dreharbeiten öffentlich gemacht, die ein relativ normales und unbeschwertes, wenngleich verbal hin und wieder fragwürdiges Miteinander zeigen. Da die Vorwürfe der Darstellerin aber komplexer und sehr glaubhaft vorgetragen waren, blieb ein großes Fragezeichen hinter dem damals noch unbekannten neuen Pornoangebot. Dennoch verzichtete Leigh Raven auf rechtliche Schritte.
Inzwischen sind einige Folgen der neuen Webseite erschienen. Das Angebot bietet ungewöhnlicher Weise sogar Zahlung per Paypal an, was den wenigsten Pornoanbietern möglich ist, da der Finanzriese in der Regel Adult Entertainment feindlich gegenübersteht.
Es bleibt abzuwarten, ob die Produzenten ähnlich unbehelligt ein Nischenpublikum bedienen können, wie es die Angebote von Facialabuse seit weit über zehn Jahren können.
Zumindest wären Vorstöße wie die von Steve Holmes, der über seinen YouTube-Kanal Behind the Scenes Material von den Dreharbeiten für die Fetischspezialisten anbietet und in bester Kink-Manier »Consens« und gegenseitigen Respekt am Set als wichtiges Thema behandelt, sehr zu begrüßen und wünschenswert. Die Eigentümer und Produzenten der genannten Gonzo-Studios bleiben abseits dieses Versuchs ansonsten überwiegend im Dunkeln. Das Verwischen von Realität und Fiktion ist bei diesem Thema aber so problematisch, dass man der gesamten Branche nur wünschen kann, dass hier sehr rasch deutlicher kommuniziert wird. Das muss insbesondere auch aus Zuschauersicht von größtem Interesse sein.
In diesem Zusammenhang möchten wir auch nochmal darauf aufmerksam machen, dass VAN stets auch ein Forum für die Diskussion um Arbeitsbedingungen in der Pornografie sein will und sein könnte. Wer sich mit uns in Verbindung setzen will, um über eigene Erfahrungen, positive wie negative mit den hier genannten oder anderen Studios zu sprechen, kann dies auch anonym tun.