
Das harsche Vorgehen Instagrams gegen Sexarbeiter und Erotikmodels ist seit einiger Zeit bekannt. Nun ist dank einer akribisch angefertigten Liste der Adult Performers Actors Guild (APAG) das Ausmaß bekannt geworden. Etwa 1.300 Darsteller haben ihre Accounts und damit Zugang zu ihren Followern und Fans verloren.
Dunkle Zeiten für zahlreiche Darsteller, Performer und Models, die sich über Jahre eine Gefolgschaft auf Instagram erarbeitet haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Account vom Social-Media-Giganten gesperrt wurde, ist inzwischen recht hoch. Laut einem Bericht der BBC haben mehr als 1.300 namentlich bekannte Personen aus der Adult Community ihre Accounts verloren.
Alana Evans, die derzeitige Vorsitzende der APAG, macht Instagram in einem Interview mit der BBC schwere Vorwürfe. Ihrer Kenntnis nach habe keiner der Accounts die Guidelines des Social Media Unternehmens verletzt, die Accounts seien einzig und allein aufgrund der Berufe der Inhaber gelöscht worden. Sie sagt: »Die diskriminieren uns, weil sie nicht mögen, was wir für unseren Lebensunterhalt tun.«
Seit Juni habe die APAG das Social-Media-Unternehmen auf das Problem aufmerksam gemacht, dass Accounts von Adult Darstellern teils gezielt mit einer Beschwerde versehen werden, nur um den Darstellern zu schaden und dass die Plattform den Beschwerden anlasslos nachkomme und die Accounts schließe. In einem Gespräch mit Instagram sei vereinbart worden, dass Accountinhaber aus der Adult Community die Löschung ihrer Konten mittels eines eigenen Systems anfechten könnten. Dieses habe aber überhaupt nichts verändert. Betreffende Accounts würden immer noch ohne Erklärung gelöscht.
Teilweise reiche wohl sogar die Beschwerde einzelner Nutzer. So habe ein Nutzer mit dem Pseudonym »Omid« sich damit gebrüstet, mehr als 300 Erotikdarsteller gemeldet und um ihre Accounts gebracht zu haben. Das Bully-Verhalten werde belohnt und damit Darsteller teils um wichtige Einnahmemöglichkeiten gebracht. Das Vorgehen Instagrams schädige somit nicht nur das Einkommen, sondern schränke auch Sicherheit und Recht auf freie Meinungsäußerung der betroffenen Darsteller ein.
Resigniert fügt Evans hinzu: »Die Leute, die unsere Accounts melden, verstehen nicht, dass dies das Einkommen von Menschen zerstört, oder es interessiert diese Menschen einfach nicht. Die sind einfach überzeugt, dass wir diesen Job nicht tun oder schlicht überhaupt nicht existieren sollten.«
Auch Stars wie Ginger Banks sind betroffen. Im Interview erklärt sie: »Ich habe noch nie explizite Bilder auf Instagram veröffentlicht. Aber selbst ein so harmloses Bild von mir in Leggings kann manch einen provozieren und zur Beschwerde animieren.« Damit legt der Pornostar den Finger in die Wunde des Problems: »Wir überlassen es diesen Unternehmen festzulegen, was Kunst und was Pornografie ist.« Die Macht der Social Media Plattformen wird so zu einem gesellschaftspolitisch brisanten Problem.
Instagrams Mutterkonzern Facebook wäscht seine Hände wie üblich in Unschuld und verweist kühl auf die Nutzungsbedingungen: »Wir haben Regeln aufgestellt, die Nacktheit und sexuelle Anreize betreffen, um sicherzustellen, dass der Inhalt für jedermann, insbesondere auch für minderjährige Menschen angemessen ist. Und wir handeln entsprechend, wenn uns Inhalte gemeldet werden, die gegen diese Regeln verstoßen.«
Lupenrein am Problem vorbei diskutiert. Nimmt man dann noch hinzu, dass rechtsextreme, zu Hass aufrufende und menschenfeindliche Beiträge noch immer über beide Plattformen verteilt werden können, obwohl zahlreiche Nutzer entsprechende Inhalte melden, wird das ganze Ausmaß der Arroganz des Konzerns deutlich.