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Sexarbeiter reagieren auf SESTA mit Twitter-Alternative für die Sexbranche

switter

Die juristischen Entwicklungen in den USA scheinen sich mehr und mehr auf eine Welle von Restriktionen der Sexbranche zuzubewegen. Eine neue Social Media Plattform namens Switter bietet sich als Alternative für verunsicherte Vertreter der US-Sexindustrie an. Das Unternehmen betreibt seine Server in Australien, die Domain ist in Österreich registriert. Werden weitere Teile der Erwachsenenunterhaltung abwandern?

Die neue Social-Media-Plattform Switter steht für »Sex Worker« und »Twitter«, einer der wenigen Social-Media-Konzerne, der sich noch offen für Erwachseneninhalte zeigt. Mit SESTA könnten sich jedoch auch die Nutzungsbedingungen von Twitter grundlegend ändern.

Bereits jetzt verhängt Twitter sogenannte »Shadow-Bans« für XXX-lastige Accounts und erschwert es den eigenen Nutzern, Profile mit Sexinhalten zu finden. Tumblr hat sich zu einem ähnlichen Kurs entschieden, während Facebook, Pinterest und Instagram Erwachseneninhalte auf ihren Plattformen vollständig verbieten. Nach Microsofts Ankündigung, dass Erwachseneninhalte auf allen Plattformen des Konzerns verschwinden werden, wird dies vermutlich auch Skype betreffen, ein wichtiges Tool für viele Performer, die ihre Dienstleistungen direkt an ihre Kunden verkaufen.

Twitter hat weitestgehend unbemerkt, ganze Wörter verbannt. Wenn der betreffende Account einen Shadow-Ban hat, kann er bestimmte Hashtags nicht mehr sinnvoll verwenden. Dies führt zu einer defacto-Zensur von Stimmen aus der Adult-Community. Die Domina QueenMisty420 hat dem Branchenmagazin XBIZ erzählt, dass sie im Grunde all ihre Twitter-Connections verloren hat, nachdem sie einen Shadow-Ban bekommen hatte. »Es war so heftig, dass ich Twitter völlig aufgegeben habe«.

Die Verabschiedung der SESTA-Gesetzgebung im US-Senat bringt viele Sexarbeiter dazu, anzunehmen, dass sich ihre Situation erheblich verschlechtern könnte. Daher hat das australische Unternehmen Assembly Four sich mit der Sexarbeiterin Lola Hunt zusammengetan und Switter entwickelt, eine Social Media Plattform für die Adult Community und Sexarbeiter.

Switter basiert auf dem Open Source Netzwerk Mastodon. Da Sexarbeit in Australien legal ist, können US-Gesetze den Service nicht tangieren. Eugen Rochko ist der Gründer von Mastodon. In einem Interview sagt er: »Twitter, Reddit und andere Seite beginnen damit, Sexarbeiter von ihren Plattformen zu stoßen, während Switter davon unberührt blebt (…) Mastodon arbeitet außerdem nicht mit eingebautem Tracking, erfordert nicht die Angabe von Klarnamen und fragt bei der Anmeldung nicht nach persönlichen Informationen. Anders als andere Plattformen nutzt Mastodon keine UX-Muster, um jemanden dazu zu zwingen, mehr über sich preiszugeben.«

Lola Hunt glaubt, dass de Branche zusammenhalten und für die Rechte ihrer Mitglieder kämpfen muss, um weiterhin offen Dienstleistungen und Marken anbieten zu können. Sie sagt, dass jeder Sexarbeiter »aus einer Community kommt, die in den Medien oft falsch repräsentiert und kriminalisiert wird – es ist daher von erheblicher Wichtigkeit, dass wir die Innovationen für uns nutzen. Zu oft kommen Leute von außerhalb der Branche mit scheinbaren Lösungen auf uns zu, bei denen aber ein Verständnis um die Bedürfnisse der Sexarbeiter fehlt.«

Kurz nach der Verabschiedung von SESTA ist die Switter-Community auf gut 8.000 Mitglieder angewachsen, ein klares Zeichen dafür, dass solche Plattformen nötig sind. Lola Hunt scheint überzeugt, dass Switter ein sicherer Hafen für Sexarbeiter werden könnte. Und als solcher soll die Plattform werbefrei bleiben: »Wir wollen diese Plattform so zugänglich wie möglich halten. Es war ein Nebenprojekt, das wir erschaffen haben, um sicherzustellen, dass wir die Community nicht verlieren, falls Twitter erheblichere Schritte einleiten sollte. Wir sind uns bewusst, dass die Kosten zunehmen werden, wenn wir uns vergrößern, aber unsere Herangehensweise würde sich eher auf Spenden aus der Community stützen, als dass wir anfangen würden, Geld von Leuten zu verlangen.«

Im Angesicht immer neuer Schlagzeilen über die Situation in den USA wird der Erfolg von Switter im Wesentlichen davon abhängen, ob sich die Plattform rasch zu einer echten Alternative zu Mainstream-Seiten entwickeln kann. Die Bewegung zu alternativen Angeboten ist ein Akt der Selbstverteidigung und könnte auch als Zeichen dafür gelesen werden, dass der Versuch der Republikaner um Trump, die Stimmen der Erwachsenenunterhaltung wieder aus dem Mainstream zu verdrängen, erfolgreich sein könnte.

 

 

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