
Mitglieder des britischen Parlaments haben angefragt, inwiefern neue Gesetze, die dazu geschaffen wurden, Kinder davor zu bewahren, pornographische Inhalte anzusehen, Seiten wie Twitter beeinflussen werden.
Die Digital Economy Bill schreibt vor, dass Seiten, die nicht nach einer Altersverifizierung fragen, gesperrt werden.
Das Gesetz wurde Montagabend ohne Gegenstimme ein drittes Mal verlesen, was bedeutet, dass es in Kraft treten wird.
John Whittingdale, MP der Torys, der das Gesetz im Juli als Erster eingebracht hatte, ist jedoch nicht davon überzeugt, dass es das Problem lösen wird.
„Einer der wichtigsten Kanäle, über die Jugendliche heutzutage mit Pornographie in Berührung kommen, sind soziale Medien wie Twitter, und ich sehe nicht wirklich, wie dieses Gesetz das unterbinden sollte“, so Whittingdale.
Twitters Nutzungsregeln verbieten den Gebrauch von „pornographischen oder extrem brutalen Medien“ im Profil und den Header-Bildern, allerdings sind Posts, die zu pornographischen Materialien führen, erlaubt.
Die Menge an pornographischen Inhalten ist auf der Plattform stark angewachsen, seit Twitter seinen Nutzern erlaubt hat, Videos zu posten, die bis zu 2 Minuten und 20 Sekunden dauern.
Seiten sperren
Die Digital Economy Bill enthält Maßnahmen, pornographische Seiten zur Altersverifizierung der Nutzer zu verpflichten und Bezahlsysteme für die Seiten unzugänglich zu machen, die sich nicht daran halten.
In der jüngsten Version des Gesetzesvorhabens hat die Regierung dem British Board of Film Classification (BBFC) neue Befugnisse zur Durchsetzung von Gesetzen erteilt.
Das Gesetz fokussiert sich auf Seiten, die an der kommerziellen Verbreitung von pornographischen Material beteiligt sind.
Der Minister für Digitales, Matt Hancock, räumte ein, dass die Lage bei Seiten, auf denen Nutzer ungeprüft Material hochladen können, weitaus schwieriger sei.
Die Nutzung von Twitter unter Jugendlichen nimmt laut einer kürzlich veröffentlichen Studie der Regulierungsbehörde Ofcom ab. Diese Entwicklung könnte zunehmen, wenn der Zugang zu pornographischen Inhalten durch die Bestimmungen des Digital Economy Bill eingeschränkt wird.
„Ich erkenne durchaus an, dass es eine große Herausforderung ist, jene aufzuhalten, die wirklich Pornographie online betrachten möchten, allerdings sprechen alle Hinweise dafür, dass der erste Kontakt mit Pornographie versehentlich geschieht“, sagte Hancock. M
„Wir versuchen Regeln zu finden, die den versehentlichen Kontakt für jene, die nicht verzweifelt versuchen, Pornographie anzusehen, so weit irgend möglich verhindert wird.
„Ich sehr auch, dass das Gesetz kein Allheilmittel ist, aber es ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.“
Erreichte Fortschritte
Maria Miller, Mitglied des Parlaments für Baskingstoke, rief den MPs in Erinnerung, dass Twitter vor ein paar Jahren behauptet habe, dass es nicht möglich sei, Abbildungen missbrauchter Kinder zu löschen, doch nun gäbe es Verfahrensregeln, die genau dies ermöglichen.
„Es gilt, wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg“, sagte Frau Miller.
„[Herr Hancock] hat bereits bewiesen, dass er bedeutende Fortschritte machen kann, sollte er nicht gerade deshalb mehr Druck auf Organisationen wie Twitter ausüben?“
„‚Die kurze Antwort ist Ja“, antwortete Hancock.
„Das Gesetz tut dies, und wir werden unser Bestes geben, Druck auszuüben, indem wir die die eingebrachten Vorschläge einfordern und dann mit den Plattformen in Bezug auf plattformbasierter Pornographie zusammenarbeiten, denn dies ist eine weitaus kompliziertere Nuss, die es zu knacken gilt.“
Die Kinderstiftung NSPCC drängt auf branchenweite Minimalstandards für den Kinderschutz im Internet.
„So könnten Kinder sicher online gehen, ohne dass sie Pornographie und anderen ungeeigneten Inhalten wie brutalen Videos begegnen“, sagte ein Sprecher.
„Es sind gute Nachrichten, dass die Altersverifizierung, die wir in der Digital Economy Bill verlangen nun auf dem Weg dazu sind, Gesetz zu werden.
„Dennoch gibt es weiterhin Bereiche im Internet, einschließlich der sozialen Medien, wo Kinder auf pornographische Inhalte stoßen können.“
Twitter hat eine Interviewanfrage abgelehnt.