Interviews & Porträts von der VENUS: #14 LELO

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Bild: JFK Fubar Webmasters

Der schwedische Sextoy-Hersteller LELO gehört zu den beliebtesten Ausstellern der VENUS Berlin. Jahr für Jahr sammeln sich Menschentrauben am Stand des Design verliebten Premiumanbieters. Auch 2019 war das nicht anders: zahlreiche Spiele, Events und spannende Produkte erwarteten die neugierigen Messeflaneure.

Zum dritten Mal in Folge treffen wir uns mit Svenja Schön, der PR-Beauftragten bei LELO und fragen, was der schwedische Sextoy-Anbieter Neues im Gepäck hat.

Schön: Wir haben zum einen eine neue Ora, die Ora 3. Bei diesem Oralsex-Stimulator ist die Zunge jetzt noch ausgeprägter als bei der Zweier-Version. Das macht tatsächlich einen großen Unterschied. Bei manchen Frauen liegt alles ein bisschen weiter oben, da ist die größere, ausgeprägtere Zunge eine schöne Sache. Bei allen Weiterentwicklungen geht es uns immer darum, dass es anatomisch noch mehr Spaß macht. Es wird natürlich nicht für jede Frau immer alles passen, aber wir versuchen eben durch die Updates möglichst viele Frauen zu erreichen.

VAN: Werden die alten Versionen denn weiterhin angeboten?

Schön: Ja. Also die Ora 1 gibt es nicht mehr, aber die 2 haben wir weiter im Angebot. Wobei ich davon ausgehe, dass wir in den nächsten eineinhalb, zwei Jahre die Ora 2 auch ausschleichen lassen.

VAN: Wie steht es um andere Modellreihen?

Schön: Auch bei der Sona haben wir eine neue Version. Die haben wir vor drei Jahren auf der VENUS herausgebracht. Die Sona 1 war für viele Frauen toll. Normalerweise gibt es bei uns Länderspezifikationen, in den USA läuft das eine Toy besser als das andere, in Asien wieder etwas anderes. Bei der Sona war es tatsächlich so, dass sie wirklich in allen Ländern super gelaufen ist. Allerdings kam auch Feedback von Frauen, die uns gesagt haben, dass es ihnen fast zu intensiv war.

Daher jetzt also die Sona 2. Wie gehabt funktioniert auch diese Version mit Schallwellen, sie ist nur in der Grundfunktion sanfter. Man kann sie aber auch hochschalten. Die Öffnung oben am Gerät ist weicher als bei der 1er Version. Wir haben also ganz konsequent die Anregungen unserer Kunden umgesetzt und das ganze Gerät überarbeitet.

VAN: Ihr habt also bei den Updates einen Fokus auf euren Klitoris-Toys?

Schön: Ganz genau. Auch die Soraya haben wir neu aufgesetzt. Das Gerät ist schon seit langem einer unserer Bestseller. Allerdings haben wir ja auch einen Schwerpunkt auf Ergonomie. Deswegen haben wir den kleinen Arm der Soraya nochmal 15 Grad näher an den großen Arm herangeführt, so dass der Winkel für noch mehr Frauen passt. Wir haben außerdem beide Arme nochmal verbreitert. Die sind jetzt bei der Soraya 2 etwas breiter als zuvor.

VAN: Wie sieht es mit den Toys für Männer aus? Der F1, den ihr letztes Jahr auf der VENUS vorgestellt habt, hat sich ja ein klein wenig verzögert.

Schön: Richtig, da gab es eine Verzögerung. Er war ursprünglich für Januar 2019 geplant. Da es sich aber um ein hochtechnisches Produkt handelt, der viel mehr ist als nur irgendein Masturbator musste nochmal besondere Sorgfalt in die Endentwicklung einfließen.

Wir haben die Software für das Gerät ja Open Source angelegt, das heißt Drittanbieter können mit dem Gerät sehr viel weiterentwickeln. Und uns wurde nach der Messe klar, dass man da noch an einigen Stellen justieren muss. Wir mussten zum Beispiel die App für den Apple Store nochmal nachbearbeiten. Und wir wollten halt wirklich erst dann auf den Markt gehen, wenn alles 100% passt.

Die erste Lieferung kam daher erst jetzt zur Messe 2019, damit sind erst mal die vielen Vorbestellungen bedient worden.

VAN: Ich kann mir vorstellen, dass die Verschiebung dennoch eine schwierige Entscheidung war, schließlich sind Männertoys ein großer Trend und eine große Wette, auf die viele Premium-Hersteller derzeit setzen.

Schön: Richtig, wir haben halt festgestellt, als wir den F1 auf der VENUS vorgestellt haben, dass da unglaublich viel in Richtung Masturbatoren auf dem Markt passiert ist. Es kamen plötzlich viele Produkte raus. Und da war natürlich schon bei uns im Nachfeld die Überlegung, ob es so schlau von uns war, dass wir das Produkt so schnell gezeigt und anfassen haben lassen.

Andererseits ist es ja gut, dass andere da auch was machen und Bewegung in den lange vernachlässigten Bereich kommt.

Außerdem bin ich mir sicher, dass so wie der F1 ohnehin kein Konkurrenzprodukt geworden ist. Da es sich um ein Wachstumssegment handelt, gehe ich davon aus, dass die Verzögerung überhaupt kein Problem war.

VAN: Eine weitere Veränderung, die mir bei LELO aufgefallen ist, ist, dass euer Marketing etwas expliziter, aggressiver, erotischer wird.

Schön: Ja, das stimmt. Wir gehen da etwas in die Offensive. Das sieht man auch bei unseren Produktvideos. Der Hintergrund dafür ist die Neuplatzierung der Sona. Und zwar hat der Erfolg der Sona dazu geführt, dass wir uns noch stärker mit weiblicher Masturbation beschäftigt. Denn nach wie vor ist es so, dass Männer häufiger masturbieren als Frauen, auch prozentual. Und Männer und Jungs reden da auch drüber.

Bei Frauen ist es nach wie vor leider so, dass es immer noch schambehaftet ist. Wir haben mit der Sona überlegt, dass wir die Frauen stärker ermutigen wollen, sich anzufassen, sich mit ihrem Körper zu beschäftigen, sich anzuschauen. Denn nur wenn man weiß, wie mein Körper funktioniert, wie ich auf was reagiere, weiß ich, was ich will, was mir Spaß macht.

Wir wollen, dass Frauen auch untereinander stärker über Masturbation sprechen, über die Toys, die sie verwenden, über die Orgasmen, die sie vielleicht mit 50 zum ersten Mal hatten. Dann wäre es doch toll, wenn Frauen zumindest mit ihren Freundinnen darüber sprechen, damit das Tabu endlich aufgebrochen wird.

Und wir glauben, dass es dazu auch eine klarere Bildsprache braucht, dass man also Frauen sieht, die verschwitzt sind, weil sie sich in den Laken gewälzt haben und Spaß hatten und zufrieden sind. Wir sagen: Macht’s euch selber, habt Sex, kümmert euch um euren Körper! Und fasst euch an, mit Toy oder ohne, völlig egal. Findet heraus, was euch Spaß macht.

VAN: Das ist ja auch eines der schönen Elemente an unserer Branche, dass Geschäftsinteresse und Aufklärungsarbeit häufig Hand in Hand gehen. 

Schön: Ja, wir haben zahlreiche Aufklärungskampagnen laufen. So auch zu multiplen Orgasmen letzten Sommer. Männer können das ja nun mal leider nicht, aber wir Frauen können multiple Orgasmen erleben. Da haben wir gesagt: Frauen, hört zu, die Klitoris ist wirklich dazu da, Spaß zu machen. Und wir merken auch, egal in welchem Alter, ob junge Frauen oder alte. Es fehlt wahnsinnig viel Wissen.

Und bei LELO steht der weibliche Orgasmus wirklich im Mittelpunkt. Und wir haben unterschiedliche Toys dafür, wie dieser erreicht werden kann, je nach Vorliebe.

VAN: Vielen Dank für die Einblicke in eure Neuentwicklungen.

Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite von LELO. Unsere Gespräche mit LELO 2018 und 2017 finden Sie jeweils hier und hier.

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