
Der Schauspieler und Pornodarsteller Robert Kerman, der unter dem Künstlernamen R. Bolla in den 70er und 80er Jahren als Pornostar berühmt wurde, ist mit 71 Jahren in New York gestorben. Vor und nach seiner Pornokarriere war Kerman auch als Bühnendarsteller und als Schauspieler in Fernsehserien aktiv.
Im sogenannten Golden Age der US-Pornografie, als Pornos noch auf Zelluloid gedreht wurden, eine Handlung hatten und in spelunkigen Kinos liefen, konnte Robert Kerman unter dem Pornonamen R. Bolla eine über ein Jahrzehnt andauernde Karriere als Pornostar aufbauen. Neben dem noch heute bekannten »Debbie Does Dallas« spielte Bolla in etwa 175 Filmen mit legendären Stars wie Veronica Hart und Amber Lynn.
Bevor Kerman in die rasch boomende Pornobranche der 70er Jahre einstieg, war er mehrfach am Broadway zu sehen. So trat er in Neben- und Hauptrollen in Stücken wie »Cat on a Hot Tin Roof« auf. Seine ersten Auftritte in Pornos absolvierte er im Hintergrund. Seinen ersten Porno als Sexpartner drehte er 1974, der Titel war: »Anyone But My Husband«. Seinen Künstlernamen wählte Kerman nach seinem Lieblingswein: Bolla. Zu seinen bekanntesten Filmen gehören »Babylon Pink«, »Girls on Fire« und »Scoundrels«.
Als Pornos auf der Leinwand liefen: Debbie Does Dallas
1978 drehte er seinen heute noch berühmtesten Porno: »Debbie Does Dallas«. Darin spielte er Mr. Greenfield, den Besitzer eines Sportwarenladens. Seine Mitarbeiterin Debbie, gespielt von Bambi Woods, versucht sich zusätzliches Geld zu verdienen, um nach Texas zu einem Casting als Cheerleader zu fahren. In die Populärkultur ist ein Satz am Ende des Films eingegangen. Debbie sagt wieder und wieder: »Oh, Mr. Greenfield, so ein Mädchen bin ich nicht. Oh, Mr. Greenfield, Sie sind so groß.«
Während seiner Pornokarriere bekam er 1977 durch Vermittlung des Hollywoodstars Richard Dreyfus, der ihn aufgrund seiner eigenen Porno-Leidenschaft kannte, eine Rolle in dem Hollywoodfilm The Goodbye Girl (Dt.: Der Untermieter). Außerdem spielte er 1980 in den bekannten italienischen Horrofilmen Cannibal Holocaust und Eaten Alive! mit.
Die verhinderte Schauspielkarriere: Selbstzweifel in späteren Jahren
1985 drehte Bolla seinen letzten Porno und verließ die Branche, um seine Karriere als Schauspieler fortzusetzen. Mehrere Nebenrollen in Serien wie Cagney & Lacey, Hill Street Blues und Spider-Man folgten. In späteren Jahren ließ er in Interviews durchblicken, dass er seine Pornokarriere bereute und vermutete, dass er sich durch seine Pornofilme um eine Karriere im Filmgeschäft gebracht hat. So sagte er in der Anti-Porno-Dokureihe »The Dark Side of Porn« von 2005: »Im Rückblick tut es mir leid, dass ich es gemacht habe, da ich mir vermutlich meine besten Jahre als Schauspieler damit ruiniert habe.«
Sein Beitrag in der Geschichte der Entwicklung der US-Pornobranche wurde jedoch nicht vergessen. 1998 wurde Kerman von der Free Speech Coalition mit einem Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet. In seiner Dankesrede deutete er aber ebenfalls bereits an, dass er von der VHS-Ära der Pornografie nichts hielt. Er sagte: »Ich bin in Rente gegangen, als das Zelluloid in Rente ging.« Für ihn bestand also ein Unterschied zwischen Pornofilmen und Pornovideos.
Zahlreiche Branchenvertreter und Pornolegenden meldeten sich zu Wort, als die Meldung von seinem Tod in seinem Appartement in New York durch die Branchenmedien ging. Darunter zahlreiche ehemalige Leindwandpartnerinnen und Regisseure wie Axel Braun, die die Zusammenarbeit mit ihm lobten.
Der auf die Geschichte der US-Pornografie spezialisierte Blog TheRialtoReport hat Kermans Tod zum Anlass genommen, einen einstündigen Podcast einschließlich eines 2013 mit Kerman geführten Interviews zu veröffentlichen. Um auf die Seite zu kommen und den Podcast zu hören, klicken Sie hier.