
Der ehemalige Pornostar Jenna Haze hat im belgischen Hasselt einen TEDx-Talk zu Pornografie gehalten. Ort der Veranstaltung war die renommierte Hasselt Universität in der gleichnamigen belgischen Stadt. Die Darstellerin weist insbesondere auf die Schwierigkeiten der allgegenwärtigen Gratispornografie hin und appelliert an jeden, für Pornografie zu zahlen und sich für ordnungsgemäßen Jugendschutz einzusetzen. Ein selbstloser Angriff auf Pornhub?
Die heute 37-jährige Regisseurin war zwischen 2001 und 2011 in über 500 Filmen zu sehen. Sie arbeitete jahrelang exklusiv bei Jill Kelly Productions und spielte überwiegend in lesbischen Szenen. Zur Hochzeit ihrer aktiven Pornokarriere war sie in einer HBO-Dokureihe über die Pornobranche zu sehen und wurde auch in mehreren Hollywood-Produktionen als Nebendarstellerin eingesetzt. Außerdem war Haze auch für das bekannte Studio Jules Jordan vor der Kamera. Für ihre Arbeit als Darstellerin wurde sie mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit AVN und XRCO Awards sowie einem XBIZ Award.
Ab 2011 arbeitete sie hinter der Kamera für das von ihr gegründete Studio Jennaration, das ebenfalls mehrere AVN Awards für sich verbuchen konnte. Vor der Kamera konnte man die Darstellerin seitdem nur noch in Musikvideos sehen. Inzwischen hat Jenna Haze ein Studium der Psychologie begonnen. Für viele Fans wird es daher eine große Freude sein, die Darstellerin wieder vor der Kamera zu sehen. Allerdings angezogen und in einem seriösen Rahmen, der dennoch ganz der Pornografie verschrieben war.
Pornostar hält TED-X-Vortrag in Belgien
Jenna Haze hielt an der belgischen Hasselt Universität einen TEDx-Talk über Pornografiie. Titel der Veranstaltung? »Porn: A Shift in Mindset«.
Darin sagt Haze: »Die Omnipräsenz der Pornografie ist unserer heutigen Gesellschaft offensichtlich, ein großer Prozentsatz der Weltbevölkerung nutzt dafür kostenlose Onlinepornografie, etwas, das sich gut an den Trafficstatistiken ablesen lässt. Währenddessen hat die amerikanische Kultur durch zahlreiche Unterhaltungsmedien Pornofilme in sich aufgenommen und als Teil des alltäglichen Lebens dargestellt.« Wenn Pornografie so Mainstream ist, hat sich die Sichtweise auf sie geändert?«
Allgegenwärtige Gratiskultur: Schädliche Auswirkungen
In ihrem Vortrag weist sie darauf hin, dass im Grunde jeder mindestens einmal, oft aber regelmäßig Pornografie konsumiert und dass sie die Branche weiterhin vollständig unterstützt. Das Problem der kostenlosen Tubeseiten aber führe zu weitaus größeren Nebenwirkungen als das Einbrechen des traditionellen Geschäftsmodells klassischer Pornostudios. Die allgegenwärtige Verfügbarkeit über Pornhub, Redtube und ähnliche Seiten, so Jenna Haze, sorge auch dafür, dass der Jugendschutz grob unterlaufen wird.
»Zugang zu diesen Inhalten ist unfassbar einfach. Einfach, indem man auf den Button ‚Ja, ich bin über 18 Jahre alt‘ klickt, sehen Teenager und Kinder Dinge, die nur von Erwachsenen gesehen werden sollten. Von Erwachsenen, die sich bewusst sind, dass Pornografie Fantasie ist und die alt genug sind, Dinge wie ‚Consent‘ und Roleplay zu verstehen. Während ich die Branche wie auch das Recht auf die Freiheit der Kunst mit ganzem Herzen unterstütze und glaube, dass qualitative Inhalte unbedingt erstellt werden sollten, so weiß ich auch, dass ich nicht möchte, dass Kinder ihre Sexualerziehung dadurch bekommen. Es führt zu unrealistischen Erwartungen gegenüber Sex und das zu einem Zeitpunkt, wenn man noch viel zu jung dafür ist.«
Vortrag in eigener Sache? Jenna Haze wettert gegen die Tubeseiten
Haze hält ein flammendes Plädoyer dafür, dass Pornografie stets bezahlt werden sollte und dass unter allen Umständen zuvor eine Altersverifizierung stattgefunden haben sollte. Je länger der Vortrag dauert, desto deutlicher wird der von Eigeninteressen geleitete Grundtenor ihres TEDx-Talks, der ein Frontalangriff auf das Geschäftsmodell der Tubeseiten ist.
»Ich selbst musste 2013 aufhören für meine Firma Filme zu produzieren und Regie zu führen, denn wann immer ich einen Film veröffentlicht habe, war er in wenigen Tagen oder Stunden auf all diesen Tubeseiten verfügbar. Ich musste eine Anti-Piracy-Firma anheuern, um Unterlassungsklagen einzureichen.«
Lobbyismus an der Uni? Welcher Kapitalismus ist der gute Kapitalismus?
Einerseits unterstützt der ehemalige Pornostar also das althergebrachte Geschäftsmodell und wütet gegen Onlinepiraterie und die erdrückende Marktmacht Mindgeeks, das mit Pornhub, RedTube, YouPorn und zahlreichen anderen Angeboten den XXX-Markt seit Jahren dominiert. Zum anderen aber hilft sie dem Unternehmen, indem sie sich für eine allumfassende Altersverifikation stark macht. Schließlich gehört der führende Anbieter zur Altersüberprüfung für Erwachseneninhalte ebenfalls zum MindGeek-Konzern.
Der Vortrag ist insgesamt wenig fundiert und eher emotional geprägt. Das irritiert und wirft ein eher seltsames Licht auf das TEDx-Format. Auch sind die Interessen im Pornogeschäft inzwischen so verworren – schließlich haben die Tube-, Clip- und Camseiten auch zu neuen Geschäftsmodellen und größeren Freiheiten und Direktbeteiligungen für die Darsteller geführt – dass die sehr schablonenhafte Gut vs. Böse-Schere, die Haze in ihrem Vortrag aufklappt, eher naiv und von Eigeninteressen getrieben scheint.
Hier der vollständige Vortrag der Pornolegende: