
Die Sextoy-Branche hat sich aus miefigen Hinterhöfen zu Produktvorstellungen im Apple-Stil verändert und ist dabei zu einem globalen Schwergewicht mit geschätzten 20 Milliarden Dollar Jahresumsatz geworden. Die Hersteller mit Hipster-Namen wie Lelo, Dame und Lovehoney lizenzieren die Namen von Rockbands, Hollywoodblockbustern wie »Fifty Shades of Grey« und feministischen Comedyserien wie »Broad City«. Alles das für gewöhnlich begleitet von der sexpositiven Botschaft, dass die Toys zur sexuellen Gesundheit der Anwender beitragen. Jetzt aber bestellt ein Sexspielzeug selbständig Pizza. Gratulation liebe Mitmenschen, nun fehlt nur noch ein einziger Schritt, bis wir unsere Betten gar nicht mehr verlassen müssen!
Daryn Parker, Vizepräsidentin von CamSoda, sagt in einem Kommentar zur Produktvorstellung: »Masturbation ist zwar sehr angenehm, zugleich aber eine anstrengende körperliche Tätigkeit, bei der viel Energien und Kalorien verbraucht werden. Unweigerlich führt dies zu Müdigkeit und Hunger. Da wir außerdem in einer Gesellschaft leben, in der die Menschen alles und das sofort erwarten, haben wir den RubGrub entwickelt. Alles, was man für seine Samstagabendunterhaltung braucht, ist ein RubGrub. Get off and get stuffed, und alles das mit einem einzigen Klick.«
Wie funktioniert dieses Tor zur ultimativen Dekadenz? Zunächst muss man sein Sextoy mit dem Internet verbinden. (Noch dabei?) Dann gibt man seine Zahlungs- und Lieferdaten ein, die hinterlegt und mit der API der Pizzakette Domino verbunden werden. Dann benutzt man das Toy ganz so, wie es einem Freude macht. Sobald man fertig ist, drückt man besagten Button. Wenige Minuten später wird eine große Käsepizza vor die Tür geliefert. (Ich frage mich, was der Urvater der Vermischung von »Fuck« und Speisen, Sternekoch Gordon Ramsay, zu all dem sagt).
RubGrub wurde in Zusammenarbeit mit Lovense entwickelt. Der Button kann einzeln für 19,95 Dollar bestellt werden oder in Kombination mit dem »Nora«, einem beliebten Toy von Lovense. Das Kombipaket wird für 119,95 Dollar angeboten. Derzeit bestellt das Wunderwerk ausschließlich bei Domino, laut CamSoda aber sollen künftig weitere Restaurantketten mit beispielsweise mexikanischer und chinesischer Küche hinzugefügt werden.
CamSoda bewirbt das Produkt mit einer Fotostory, die eines der langlebigsten Pornoszenarien zeigt: Ein hübsches Girl öffnet einem Lieferboten. Statt dass uns nun aber die gewohnte Handlung präsentiert wird, isst die Frau einfach die Pizza. Echt jetzt?
Damit könnte das CamSoda-Produkt dieses beliebte, aber etwas faule Szenario für immer ins Reich der Fantasie verbannen. Denn wenn das Produkt seinen Job erwartungsgemäß erfüllt, wird wohl niemand mehr den Zusteller ins eigene Schlafzimmer bitten. Aber was soll’s? Wer das Spielzeug erwirbt, befindet sich auf dem Weg in ein Schlaraffenland voller Sex und Käse. Da hat man andere Sorgen.
Wer mehr erfahren oder das Produkt bestellen will, findet hier weitere Informationen.