Die Paten der Pornografie #2: Shigeo Tokuda, der 82-jährige Pornostar aus Japan

Shigeo-Tokuda

Julian Ryall berichtet für die South China Morning Post: »Nach 400 Filmen und mehr als 20 Jahren in der Branche kennt sich der 82-jährige Shigeo Tokuda an Sets von Pornofilmen aus und wie bei einigen Männern seiner Generation hat sich seine Karriere immer weiterentwickelt, länger jedenfalls, als er selbst es erwartet hat.

Er hat Leberflecken, eine Altherrenmurmel und eine graue Halbglatze wie so ziemlich jeder Mann mit 82, doch Shigeo Tokuda hat eine einzigartige Stellung unter seinen japanischen Altersgenossen.
Während andere Männer in seinem Alter zufrieden sind, wenn sie ab und an mit ihren Freunden Golf spielen können oder in den Bergen spazieren gehen oder ihre Enkel mit Geschenken verwöhnen, ist Tokuda immer noch schwer beschäftigt. Es macht ihn sehr stolz, dass seine Stamina, sein Wissen und seine Arbeitsmoral noch immer gebraucht werden in dem Land, das durch die Hände der Nachkriegsgeneration mühselig aufgebaut wurde.
Er ist außerdem davon überzeugt, dass seine gegenwärtige Beschäftigung vielen anderen Männer in der rasch alternden japanischen Gesellschaft Hoffnung gibt.
Tokuda, der für seine Pornokarriere ein Pseudonym verwendet, ist ein Star in der unersättlichen Pornoindustrie des Landes. Seine Nische ist – wenig überraschend – der Markt für ältere Zuschauer – Japans einst boomende Gründergeneration – und Tokuda hat sich auch einen Platz im Guinnes Buch der Rekorde als ältester aktiver, männliche Pornostar der Welt gesichert.
»Ich habe in 400 Filmen mitgespielt, und es sind nun 20 Jahre her seit ich den ersten gedreht habe, aber ich mache in letzter Zeit etwas weniger, da ich etwas älter werde«, erzählt Tokuda gegenüber This Week in Asia.
Der Bereich “Silver Porn” war vielleicht auch schon vorhanden, als er angefangen hat – Tokuda erinnert sich an die Zeit des Sempai, ein respektvoller Begriff für einen Senior, der bis er 90 war, in der Branche aktiv war, inzwischen aber verstorben ist – aber in letzter Zeit ist die Nische extrem gewachsen.
Und während Tokudas Beruf für manch einen vielleicht etwas seltsam scheint, ist doch das Phänomen, dass Japaner auch in hohem Alter noch arbeiten immer stärker verbreitet, was mit der Demographie des Inselstaats zusammenhängt.
»Die Anzahl der älteren Menschen in der japanischen Gesellschaft wächst, das ist also einer der Gründe, weshalb dieser Bereich in der Pornobranche wächst«, so Tokuda. Er fügt hinzu, dass Rentner viel Zeit haben, oft noch bei guter Gesundheit sind und viel Geld zur Verfügung haben, da die Kinder nun erwachsen sind. All diese Faktoren machen es möglich, dass sich die japanischen Senioren stärker ihren Hobbys widmen können.

Beim letzten Respekt vor dem Alter Tag, einem nationalen Feiertag, der jeden September gefeiert wird, waren 34,6 Millionen Japaner 65 oder älter. Sie stellen damit 27,3% an der Bevölkerung.

Die Zahlen sind für die Zukunft des Landes problematisch. Da immer weniger Babys geboren werden, geht man davon aus, dass die japanische Bevölkerung von derzeit 126 Millionen bis 2053 auf unter 100 Millionen fallen wird, was bedeutet, dass es weniger Steuerzahler geben wird, die die wachsende Anzahl an Rentner finanzieren muss. b

»Vor einem halben Jahrhundert war jeder, der 60 wurde, nach japanischen Verhältnissen alt, nun aber ist es nichts mehr Besonderes 70 oder 80 zu werden«, so Makoto Watanabe, ein Professor für Kommunikation und Medien an der Hokkaido Bunkyo Universität.

»Das Konzept des Alterns hat sich in der japanischen Gesellschaft in nur einer Generation stark verändert, und statt dass es nun das Ende des Lebens markiert, ist der 60. Geburtstag heutzutage einfach nur ein Wendepunkt im Leben eines Menschen, der den Übergang in ein neues Leben bedeuten kann.

»Diese Menschen haben die Jahrzehnte der Blase in der japanischen Wirtschaft erlebt und viele von ihnen sind sehr vermögend, sie sind also auch eine mächtige Kundengruppe, die die Wirtschaft stark antreiben«, fügt er hinzu.

Doch auch jene mit hohen Kontoständen und Hobbys arbeiten weiter, da sie in der Regel Freude am Berufsleben haben. Andere haben große Schwierigkeiten, sich an ein Leben außerhalb der Arbeit zu gewöhnen. Wieder andere bleiben berufstätig, da unter den jüngeren Mitarbeitern niemand da ist, der über ihr Know-How oder ihre Fähigkeiten verfügen.

Es ist nicht klar, zu welcher Kategorie Tokuda gehört. Doch bezieht man mit ein, dass einige seiner Sexvideos die Form einer Einführung haben, könnte es eine Kombination aus allen drei Motivationen sein.

»Als ich jung war, sprachen die Menschen nicht über Sex, da das sozial nicht akzeptabel und peinlich war, doch heute spüre ich den Geist der Rebellion in meiner Generation, wir wollen dagegen angehen. Vielleicht ist das ein weiterer Grund, weshalb immer mehr ältere Menschen an ‚Silver Porn‘ interessiert sind«, sagt er.«

QuelleSCMP

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