Beate Uhse AG wird nach Insolvenz Be You GmbH

be you

Nachdem der Finanzierungsspezialist Robus Capital Beate Uhse im Januar vor dem endgültigen Aus gerettet hat, sollen nun die „werthaltigen Teile“ des Unternehmens einschließlich 150 Arbeitsplätzen aus der Insolvenzmasse in eine neue GmbH überführt werden, die den Slogan be you zum neuen Firmennamen erhebt. Somit geht doch ein Stück Nachkriegsgeschichte ihrem Ende entgegen, der Name der Gründerin, einst Synonym für Erotikartikel, verschwindet.

Mit dem Plan wird das Insolvenzverfahren der Beate Uhse AG seinem Ende entgegen gehen. Georg Bernsau, der derzeitige Generalbevollmächtigte des Unternehmens, sagte der Wirtschaftswoche: „Läuft alles nach Plan wird der Finanzinvestor Robus Capital Anfang Mai die werthaltigen Teile des Unternehmens übernehmen. Damit könnten rund 150 Arbeitsplätze bei Beate Uhse erhalten bleiben.“

Der vergangene Woche von den Gläubigern der Beate Uhse AG genehmigte Insolvenzplan sieht vor, dass „alle werthaltigen und überlebensfähigen Teile des Erotik-Konzerns in eine neue Tochtergesellschaft namens be you GmbH überführt werden“, so der Insolvenzverwalter so Bernsaus Kollege Justus von Buchwaldt. Da allerdings bisher knapp 350 Angestellte in sieben Ländern für den Erotikkonzern tätig sind, bedeutet der Plan allerdings auch ein Abbau von weitaus mehr als die Hälfte der Arbeitsplätze.

Bernsau und von Buchwaldt geben sich jedoch zuversichtlich, dass der neue Haupteigentümer, Robus Capital, die bestmögliche Zukunft für das Restunternehmen plant:  „Die neue Gesellschaft wird über zwei Kapitalerhöhungen mit Geld versehen, um den Kauf und den Fortbestand zu finanzieren.“

Einige wenige, formelle Hürden gilt es noch zu überwinden, bevor der Plan in die Tat umgesetzt werden kann. Bernsau sagt, dass sich das komplexe Verfahren zwar „auf der Zielgeraden“ befinde. Dennoch bedarf es noch der Zustimmung durch die Gläubigerversammlung der niederländischen Tochtergesellschaft Beate Uhse Netherlands B.V.. Bernsau fügt hinzu: „Stimmen die Gläubiger zu, wovon wir ausgehen, ist der Weg frei für eine neue Beate Uhse und das Kerngeschäft wäre gerettet.“

Der Plan sieht auch vor, dass das gesamte Geschäfts des Unternehmens neu organisiert werden soll. So sollen Controlling und Marketing zurück nach Deutschland kommen, die Logistik aber künftig extern vollzogen werden. Ziel ist es auch, den Verkauf über Amazon auszubauen und den Umsatzanteil der Eigenmarken zu erhöhen. Laut Angaben der Wirtschaftswoche sollen die Anleihegläubiger in einer ersten Tranche Auszahlungen erhalten, die lediglich eine Insolvenzquote von 1,77% erreichen.

Trotz der bitteren Einschnitte und des Stellenabbaus muss sich das Unternehmen wohl glücklich schätzen. Vorausgegangen war ein Crash in Slow-Motion, der sich über Jahre aufbaute und im Verlauf des vergangenen Jahres immer stärker zuspitzte. Der Insolvenzplan geht auf diese Entwicklung direkt ein. Darin heißt es: „Über Jahre agierte die Gruppe ohne erkennbare Strategie und verlor durch häufige Kurswechsel viele Stammkunden und Schlüssel-Mitarbeiter“. Auch von außen war sichtbar, dass die Digitalisierung im Versand verschlafen wurde und keine Antwort auf die disruptiven Kräfte der Tube-Seiten wie Pornhub gefunden wurde.

Als weiterer Kritikpunkt führen die Autoren des Insolvenzplans an, dass die damalige Führung des Unternehmens ihre Zielgruppe aus den Augen verloren habe. Teure Fernsehe-Werbekampagnen seien an den Kunden vorbei konzipiert gewesen und insbesondere der deutsche Markt sei vernachlässigt worden. Eine strategische Fehlentscheidung, die das Unternehmen die Marktführerschaft im Heimatland gekostet habe. Gewinne seien Amazon, Eis, Amorelie und sogar die ehemalige Tochter Orion, deren Umsatz den von Beate Uhse zuletzt überstieg und die kurzzeitig als Käufer der insolventen Mutter im Gespräch war.

Im Grunde war der Umsatz der Beate Uhse Gruppe bereits seit 2006 rückläufig. 65% Umsatzverlust sei in dieser Zeit zu verzeichnen gewesen. Nur noch 75 Millionen Umsatz konnte erzielt werden, der Verlust betrug am Schluss 6,9 Millionen Euro.

Im Dezember 2017 kam die Führung des Unternehmens nicht mehr umhin, den Gang zum Insolvenzrichter anzutreten. Nach einer längeren Prüfung von insgesamt gut 250 potentiellen Investoren und sieben ernsten, aber unverbindlichen Angeboten, entschied man sich aber für den initialen Kapitalgeber Robus Capital.

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