Wie stark Frauenmagazine von Pornos profitieren

DigiDay UK berichtet: Die meisten Werbetreibenden werden durch sexuelle Inhalte eher abgeschreckt, doch Mainstream-Verleger profitieren dennoch von Pornos, indem sie Artikel über Sex verwenden, um den Traffic anzukurbeln. Diese Taktik wird auch von Lifestyle-Magazinen für Frauen gerne eingesetzt.

Sexbezogene Begriffe gehören zu den beliebtesten Keywords, die Traffic auf eher frauenfokussierte Webseiten wie Refinery29, Bustle, Teen Vogue und (vielleicht weniger überraschend) Cosmopolitan lenken. Das ist das Ergebnis von comScore Berichten, die von zwei Anzeigenkunden in Auftrag gegeben wurden, die anonym bleiben wollen. Sechs der 20 wichtigsten Suchbegriffe bei Refinery29 waren pornografisch konnotiert, darunter die Begriffe »porn videos«, »xxx» und »Pornhub«.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Strategie den Zeitschriften und Webseiten Klicks beschert, was für eine Publikation, die ihr Geld mit Werbeanzeigen verdient, wichtig«, so Chris Penn, Vizepräsident von martech bei Shift Communications.

Pornos werden im Internet im Allgemeinen häufiger gesucht als Schönheits-, Mode- und Politikberichterstattung, die solche Verlage auf ihren Seiten primär anbieten. Laut einer Studie der SEO-Firma Mondovo waren drei der zehn meistgesuchten Wörter auf Google in den letzten sechs Monaten pornografisch orientiert.

Da die Verlage der Frauenmagazine als seriös eingestuft werden und eine ordentliche Seitengeschwindigkeit aufweisen, erscheinen ihre Artikel zu Sex und Pornografie an der Spitze populärer Suchanfragen und erhöhen so den Traffic für die Angebote, sagt der unabhängige SEO-Berater Mark Robertson. Die comScore-Berichte geben nicht an, wie viel des gesamten Traffics der Verlage von diesen Suchanfragen, allerdings zeigen Daten von SimilarWeb-Daten, dass diese Angebote durchschnittlich 63 Prozent ihres Traffics über Suchanfragen erhalten.

»Wenn jemand auf der Suche nach Pornos ist und aber auf einen Artikel des jeweiligen Verlags gerät, ist das vermutlich profitabel für den jeweiligen Verlag«, sagt einer der Anzeigenkäufer, der anonym bleiben will.

(Offenlegung: Ich habe für einige der in diesem Artikel erwähnten Verlage Artikel über Sex geschrieben.)

Einige der beliebten Sex-Suchworte können auf spezifische Artikel auf den Frauen-Webseiten zurückverfolgt werden. Teen Vogue und Cosmopolitan erhalten immer noch sehr viel Traffic auf viral gegangene Erklärungen zu Analsex, die sie bereits vor mehreren Monaten veröffentlicht haben. »Analsex« war in den letzten drei Monaten der dritt häufigste aufgerufene Suchbegriff bei Teen Vogue und der viertbeliebteste bei Cosmopolitan, so der comScore-Bericht. Eine Google-Suche nach Analsex platziert die Artikel von Cosmopolitan und Teen Vogue auf den ersten und dritten Platz in der Ergebnisliste.

Traffic für erotisch aufgeladene Artikel zu bekommen, ist kein auf Frauenmagazine beschränktes Phänomen. Der viertbeliebteste Suchbegriff bei GQ lautet »beautiful nudes« und vier der zwanzig am meisten gesuchten Begriffe auf Complex sind die Namen von Pornostars. Ein comScore-Bericht zeigt auf, dass der neunt-beliebteste Begriff für Vice »how to suck your own dick« (wie man seinen eigenen Schwanz bläst), der Titel eines  Evergreen-Anleitungsartikel, den das Magazin 2012 veröffentlicht hat.

Ein leitender Mitarbeiter im Bereich Suchmaschinenwerbung bei einer unabhängigen Werbeagentur sagt, dass Verleger sexy Keywords und Schlagzeilen deshalb in ihre CM-Systeme packen, weil es dabei hilft, Traffic zu generieren.

Einige der pornösten Artikel dieser Verlage sind gleich mit einer ganzen Reihe an provozierenden Keywords versehen, die sie aus SEO-Sicht sehr reizvoll machen. Artikelschlagzeilen wie »Russia XXX Popular Porn Videos Pornhub Insights 2017« von Refinery29 sind mit so vielen Buzzwords versehen, dass sie auf jeden Fall in Suchergebnislisten gleicher mehrerer Kategorien auftauchen werden. (Der eigentliche Titel des Artikels lautet »This Is The Porn That People In Russia Are Searching For«). Refinery29 nutzt in seinen Such-Tags regelmäßig »xxx«. Weitere Beispiele wären Suchschlagzeilen wie »First Time Watching XXX Porn Masturbation Experiences« (der eigentliche Artikel hat die Titelzeile »These Stories About Seeing Porn For The First Time Are Way Too Relatable«) sowie »Squirting Porn XXX Female Ejaculation Popular Pornhub« (der eigentliche Artikel hat die Titelzeile »This Kind Of Porn Is Surprisingly Popular Among Women.«)

Die meisten in diesem Artikel erwähnten Verlage haben auf Interviewanfragen zu diesem Thema nicht geantwortet oder wollen zumindest keine Angaben »on the record« machen. Ein Vertreter von Bustle hat eine Stellungnahme geschickt: »Bustle hat sich von Anfang an für weibliche Sexualität stark gemacht. Es gehört zu unseren wichtigsten Überzeugungen, dass Frauen ohne verurteilt zu werden, schreiben, diskutieren und ihre Sexualität leben können müssen.«

Ob absichtlich oder nicht, ein Weg für Verlage, den Traffic auf die eigene Seite zu erhöhen, ist es, einige Artikel über Sex zu schreiben, da der sensationalistische Aspekt, den das Thema Sex in vielen Menschen bedient, viral gehende Inhalte wahrscheinlicher macht. Das ist der Grund, weshalb Pornhub Content-Marketing-Strategie so gut funktioniert.

QuelleDigiDay

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