
Eine der größten Porno-Tube-Seiten der Welt, xHamster, hat eine Kampagne namens #UsToo gestartet, um Aufmerksamkeit auf sexuellen Missbrauch innerhalb der Sexindustrie zu lenken.
xHamster hat angekündigt, eine Kampagne zu starten, die Aufmerksamkeit auf sexuellen Missbrauch innerhalb der Sexindustrie lenken soll. Alex Hawkins, Vizepräsident von xHamster, sagte in einem Kommentar: »Wir wissen, dass wir eine Pornoseite sind. Und wir wissen, dass wir von Menschen kritisiert werden, die sagen, dass wir negative Aufmerksamkeit auf eine Branche lenken, die ohnehin unfair angegriffen wird, und dass wir beim Verkauf von Fantasien bleiben sollten. Uns bedeutet diese Branche und ihre Darsteller jedoch zu viel, als dass wir es darauf beruhen lassen könnten.«
Hawkins sagt, dass er hoffe, dass die Kampagne dabei hilft, Geschichten zu versammeln, die ansonsten unter den Tisch gefallen wären. Die Tube-Seite will ihre bedeutende Plattform jedem Opfer und jeder Stimme der Branche zur Verfügung stellen. xHamster schlägt den Hashtag #ustoo vor, um alle Geschichten zum sexuellen Missbrauch innerhalb der Pornobranche an einer Stelle zu versammeln, so dass die Sexindustrie ein eigenes Schlaglicht auf die Problematik werfen kann. xHamster – wie auch Venus Adult News – hat dazu eine Möglichkeit eingerichtet, anonym Geschichten mitzuteilen.
Der offene Brief an Darstellerinnen und Darsteller lautet folgendermaßen:
#USTOO
Seit dem Start der #metoo-Kampagne haben wir vom Spielfeldrand aus zugesehen und applaudiert, wenn mutige Frauen (ebenso wie Männer und nicht näher bestimmte Geschlechtsangehörige) sich gemeldet haben, um über sexuelle Belästigung, Missbrauch und Körperverletzung zu sprechen. Die Geschichten haben uns auch in ihrer schieren Masse erschüttert und entsetzt. Wir wissen natürlich, dass es noch mehr gibt.
Während Hollywood zu Recht für die Problematik angeprangert wurde, hat dies bisher nur wenige Leute in unserer eigenen Community dazu bewegt, über das Thema zu sprechen oder es ernst zu nehmen. Stars, die sich öffentlich geäußert haben, wurden verspottet oder entlassen.
In unseren zehn Jahren in der Branche haben wir alle möglichen Geschichten bereits gehört und waren teils selbst betroffen. Diese Geschichten gewinnen selten viel Zugkraft, was oft an Stereotypen und Vorurteilen über Pornostars und Sexarbeitern liegt. Darsteller aber tauschen Geschichten untereinander aus, setzen Leute auf „Nein“-Listen oder hören auf, mit einem Unternehmen, einem gewissen Regisseur oder einem bestimmten Agenten zu arbeiten, aber selten aber sprechen sie öffentlich über diese Vorfälle.
Warum sollten sie auch? Jene, denen Übergriffe unterstellt worden sind, arbeiten weiterhin in der Branche und werden häufig sogar mit dem Ruf des »Bad Boys« gefeiert, während ihre Anklägerinnen als verrückt oder schwierig bezeichnet werden. Wenn ein Darsteller seine Stimme erhebt, leidet häufig die Karriere des Anklägers, nicht die des Täters.
Wir können nicht mehr weiter am Spielfeldrand sitzen. Wir wissen, dass es weitere Geschichten gibt und wollen, dass Darsteller und Darstellerinnen sie erzählen können. Wir sind der Meinung, dass, wenn die Geschichten an einem Ort vorliegen, begonnen werden kann, das Bewusstsein für die Probleme zu schärfen, die unsere eigene Branche betreffen. Möglicherweise setzt das Energien frei, in den Medien und an Drehorten und bei den Fans, so dass endlich verstanden wird, welche Auswirkungen und Folgen solche Misshandlungen für die Darsteller haben.
Wir bitten deshalb Darstellerinnen und Darsteller Videos mit ihren Geschichten auf xHamster hochzuladen und mit dem Hashtag #ustoo zu versehen. Die Uploads können ohne weiteres anonym sein. Dabei darf die Webcam verdeckt oder das Video verdunkelt werden. Sie können die Geschichte erzählen, ohne Namen zu nennen, wenn es Ihnen passt. Sie können die gesamte Geschichte schlicht in die Beschreibung schreiben. Der wichtige Teil ist, dass Menschen, Fans, Journalisten, Kollegen und Produzenten einen Ort haben, an dem sie diese Geschichten versammeln und das Ausmaß erkennen können.
Wir wissen, dass wir eine Pornoseite sind, und wir verstehen, dass wir von Leuten kritisiert werden, die sagen, dass wir negative Aufmerksamkeit auf eine Industrie lenken, die ohnehin bereits unfair angegriffen wird, und dass wir uns auf das Geschäft mit erotischen Phantasien beschränken sollten. Diese Branche und ihre Darsteller liegen uns jedoch zu sehr am Herzen, als dass wir das einfach so laufen lassen könnten.
Alles, was der Darstellerinnen und Darsteller, die ihre Geschichte teilen wollen, tun müssen, ist auf xHamster zu gehen und auf „Upload“ zu klicken. Der Upload kann anonym geschehen, und sobald Sie ein Video aufgenommen und hochgeladen haben – dies kann auch ein leeres sein – geben Sie #ustoo in den Titel und die Beschreibung ein. Oder laden Sie etwas ganz anderes hoch, und schreiben Sie einfach Ihre Geschichte in die Beschreibung. Wir werden das Video nicht löschen. Wir werden daran arbeiten, den Videos und Geschichten einen sicheren Ort zur Verfügung zu stellen. Die Wichtigkeit bei dieser Angelegenheit ist nicht so sehr die etwaige Qualität der Beiträge, sondern die Quantität.
Wir wissen, dass das nicht alles in Ordnung bringt, aber es ist ein Anfang. Wenn wir nicht Teil der Lösung sind, sind wir Teil des Problems.
Alex Hawkins
Vizepräsident, xHamster