
Das Lifestyle-Magazin GQ hat ein Interview mit der Pornodarstellerin Jesse Jane geführt. Der Pornostar hatte sich im Januar 2017 mit 37 Jahren aus der Branche zurückgezogen. Zeit also, eine große Karriere Revue passieren zu lassen, die 2002 ihren Anfang nahm.
In ihrer aktiven Zeit hat die Darstellerin von 2002 bis 2014 exklusiv für Digital Playground gearbeitet. Danach war sie noch zwei Jahre exklusiv bei Jules Jordan Video unter Vertrag. Jesse Jane gewann zahlreiche Auszeichnungen, war im November 2010 Penthouse Pet of the Month und wurde 2012 in die AVN Hall of Fame aufgenommen.
In dem Gespräch geht es um die Anfänge, ihre Vorlieben und auch ihre Einschätzung zum aktuellen Zustand der Pornobranche. Dabei zeigt sich, dass die Darstellerin sehr skeptisch über die Entwicklungen ist und als Vertreterin des Glamour-Porns der Studiozeit den Boom der Camgirls und die Distribution über das Internet insgesamt als Problem ansieht. Aus ihrer Sicht verroht die Branche und die Zeit der Stars ist vorbei.
Wann hast Du angefangen, in der Branche zu arbeiten?
Vor über 15 Jahren verdammt. Das war groß, das war glamourös, es war verrückt. Ich erinnere mich noch, dass ich dachte: Worauf zum Geier habe ich mich nur eingelassen?
Was hat sich bei der Produktion von Pornofilmen seit Deinem Einstieg verändert?
Es ist ein Riesenunterschied, verdammt. Ich bin genau zur richtigen Zeit in die Pornobranche eingestiegen, als Pornostars etwas bedeuteten. Damals waren Pornostars glamourös. Man betrat einen Raum, und alle drehten sich nach einem um. Jeder wusste, wer man war, da die Leute das Produkt mit Deinem Namen oder eine DVD kaufen mussten. Pornos waren noch sehr anrüchig, aber alle haben sie geguckt. Heutzutage verdient keiner mehr so viel Geld wie früher, auch nicht mit den ganzen Toy-Deals und Auftritten. Inzwischen sagt jedes Camgirl: »Ja, ich bin ein Pornostar.« Das sind sie aber nicht.
Wieso noch?
Die machen Sachen wie Dreier-Anal-Szenen oder Gangbangs oder rammen sich Baseballschläger in ihren Hintern. Das ist vollkommen anders heute. Wir haben sowas nicht gemacht. Der Schock-Moment steht heute im Vordergrund, statt dass es sexy ist. Das Internet hat das Geschäftsmodell erledigt, und die einzigen, die noch Aufmerksamkeit kriegen, sind jene, die schockieren. Drei Schwänze in einem Arsch oder halt ein Baseballschläger.
Aua.
Ich meine, ich denke mir, weil ich nun mal eine recht praktische Person bin, ich denke da: »Wieso sollte man durch einen Baseballschläger kommen?« Ich verstehe das nicht. Ich versuche die Sinnlichkeit darin zu entdecken. Aber ich verstehe es nicht.
Welche Art Pornos schaust Du?
Ich mag Amateur-Sachen, Dinge wie Playboy. Ich bin so erotisch aufgeladen, dass ich es echt durchgeknallt mag. Ich will nicht lügen, ich mache es mir selbst häufiger, als irgendwer sonst.
Echt?
Ja.
Cool.
Das ist irgendwie cool. Aber die Sache ist die, ich kann nicht zu meinen Freunden kommen. Ich kann da nicht sitzen und meinen Freunden vor der Kamera zusehen.
Das verstehe ich. Ich mag es ja nicht mal, meine Freunde oben ohne zu sehen. Was ist Dein Ratschlag an Pornostars, die gerade anfangen?
Viele Mädels, die mit Pornos anfangen, machen es für die Kohle. Die glauben: »Ich kann das Geld einsacken, und keiner wird das rausfinden.« Wenn Du Dich in die Branche begibst und nicht willst, dass es jemand herausfindet, mach es nicht. Der Freund von jemandem oder ein Kollege oder sonstwer … irgendwer wird die Szene sehen und es jemandem sagen, der Dich kennt oder gleich Deiner Familie. Und dann bist Du am Arsch. Und noch etwas: Wenn Du in die Branche gehst und ein Mädchen bist und keine Mädchen magst, dann mach keine lesbischen Szenen.
Und wie ist es mit Mädchen, die möchten, dass andere es herausfinden und die Boy-Girl oder Girl-Girl machen wollen?
Mach so viele Interviews, Podcasts, was immer, wie möglich … denn so baust Du Deine Marke auf und machst Dich bekannt. Insbesondere, wenn Du neu bist. Hör nicht auf Agenten, die Dich unter Druck setzen, weil sie mehr verdienen wollen – die versuchen Dich in eine Szene zu kriegen, mit der Du Dich nicht wohlfühlst.
Wenn wir übers Marketing reden, sprechen wir doch gleich auch über Dein neues Sextoy.
Abgefahren, oder? Die machen die inzwischen wirklich realistisch. Ich habe gestern Werbevideos dafür gedreht, und die haben mich ausgelacht, weil ich nicht aufhören konnte, meine Finger darein zu stecken. Was zum Geier? Ich bin ein Mädchen. Ich bin nicht mal ein Kerl. Wenn ich also als Frau beeindruckt bin, dann werden die Leute begeistert sein.
Hat es Spaß gemacht, das zu machen?
Den eigenen Körper als Vorlage zu benutzen, ist ein interessanter Prozess, also um es vorsichtig auszudrücken. Zunächst trifft man also einen völlig Fremden und Du begrüßt ihn und dann ziehst Du Dich aus, machst Deine Beine auseinander und bekommst einen Abdruck Deiner Vagina. Die benutzen dafür so ein Mittel, das klebrig und formbar ist und das sich dann in Deinen Körperteilen verfestigt. Die haben meine Vagina zuerst gemacht und dann meinen Hintern. Dabei beugt man sich nach vorn, wie in der Doggy-Position und dann gießen die das in Dich rein und dann hockst Du da 30 Minuten lang. Zuletzt dann der Mund. Man macht seinen Mund leicht auf, man kann sich nicht bewegen oder durch den Mund atmen, man muss komplett durch die Nase atmen.
Und was hast Du als Nächstes vor? Würdest Du nochmal Pornos drehen?
Die Pornobranche hat sich einfach verändert. Damit kein Missverständnis aufkommt: ich mag Pornos immer noch, aber das Internet tötet die Branche, es geht nur noch um Schock. Ich bin bekannt dafür, in meinen Szenen abzugehen, aber ich finde es nicht so spannend, welche Objekte alle in mich reinpassen oder wie viele Schwänze ich gleichzeitig in meinen Hintern aufnehmen kann. Ich würde das projektabhängig machen, und wenn es sexy wäre oder etwas mit meinen Freunden, dann hätte ich schon Lust. Ich vermisse das! Ich hatte Spaß vor der Kamera. Es war großartiger Sex mit großartigen Leuten, und es hat mich immer angemacht, dass mir Leute dabei zugesehen haben.