
Letzte Woche wurde bekannt, dass die Tech-Messe CES dem Sextoy-Startup Lora DiCarlo erst einen Preis verleihen wollte und dann einen peinlichen Rückzug machte. Das brachte der Messe kübelweise Spott und dem von Frauen betriebenen Startup eine Menge Gratis-PR und Zuspruch aus der Branche.
Seit zwei Jahrzehnten gehört die Consumer Electronics Show zu den großen Pilgerstätten der Techies dieser Welt. Die während der jährlichen Messe verliehenen Awards gehören mit zu den größten Unternehmensauszeichnungen. Dieses Jahr gewann auch ein Startup, das ein Smart Sextoy für Frauen auf den Markt gebracht hat und deren Gründerin Lora Haddock in das Umfeld der angesehenen »Women in Sex Tech«-Bewegung gehört: Lora DiCarlo. Für den Stimulator Osé sollte dem Unternehmen der CES Award in der Sparte Robotik & Drohnen verlieren werden. Kurz vor der Verleihung aber entschied sich der Veranstalter der CES, die Consumer Technology Association, um und schickte dem Unternehmen einen Brief, in dem noch nicht mal verliehene Award direkt wieder aberkannt wurde. Die Begründung? Sextoys sind unmoralisch und nicht mit den Statuten des Awards vereinbar. Vergessen wurde dabei offenbar, dass Sextoys für Männer in der Vergangenheit ausgezeichnet wurden und mehrere Sex-Tech-Unternehmen und Studios aus der Erotikbranche als Aussteller auf der Messe präsent sind. Dementsprechend harsch wurde die 180°-Wendung der CTA bewertet.
Nun hat das zum kanadischen MindGeek-Konzern gehörende Tubeportal YouPorn dem kleinen Startup eine Starthilfe in Aussicht gestellt. Einen Monat lang soll Lora DiCarlo kostenlos Anzeigen auf YouPorns schalten dürfen, insgesamt möchte der Streamer dem Sextech-Unternehmen Anzeigen im Wert von 50.000 Dollar schenken.
YouPorns Vize-Präsident, Charlie Hughes, richtet sich in einem offenen Brief an das Unternehmen: »Wir haben erfahren, dass Ihre Auszeichnung auf der diesjährigen CES widerrufen wurde, und wir wollen Ihnen auf diesem Weg die besten Wünsche übermitteln. Während sich CES anscheinend nur auf Toiletten konzentrieren will, die mit Alexa oder einem Brot-Automaten verbunden sind, ist es unserer Meinung nach viel wichtiger, in Technologien zu investieren, die Stress lindern, Geschlechtsstigmata abbauen und jeden Tag Millionen von Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern. SexTech bleibt nach wie vor ein weitgehend übersehener Teil der Technologiebranche, wie wir aus unserer langjährigen Tätigkeit in diesem Bereich wissen, während der wir Veranstaltungen wie den SexTech Hackathon gesponsert und unserer Community mit The Couple’s Sex Quiz Möglichkeiten zur Einbeziehung von technologischen Innovationen im Schlafzimmer angeboten haben. Wir gratulieren Ihnen ausdrücklich zur Entwicklung eines intelligenten und anspruchsvollen Produkts. Wir wissen, wie es ist, eine Marke aufzubauen in einer Branche, die als „unmoralisch, obszön, unanständig, profan oder nicht dem Image der CTA entsprechend“ gilt, und wir möchten, dass Sie wissen, dass wir Sie unterstützen. Wir freuen uns über Ihren Markteintritt im Herbst und möchten Ihnen für einen Monat Werbung im Wert von 50.000 Dollar auf YouPorn.com anbieten. Es ist bekannt, dass die meisten sozialen Medien und Fernsehsender keine Werbeanzeigen von Unternehmen aus der Sexbranche annehmen, wir aber wären stolz darauf, Osé auf YouPorn bewerben zu können. Der Vorstand der CES weiß den Wert Ihres Produkts offenbar nicht zu würdigen, wir sind uns aber sicher, dass die Ehefrauen der Vorstandsmitglieder das anders sehen.«
Offenbar haben auch andere Unternehmen und Akteure der Branche dem Unternehmen Unterstützung zugesagt. Rachel Johnston ist zuständig für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit bei Lora DiCarlo und sie antwortet indirekt auf den offenen Brief des Pornostreamers: »Wir wissen zu schätzen, dass die Kontroverse um Frauen in der Technologiebranche uns zahlreiche mögliche Partnerschaften beschert hat. Wir prüfen derzeit alle Angebote und Anfragen und werden uns entscheiden, welche Strategie für die Marke Lora DiCarlo am besten ist.« Das klingt ganz so, als könnte das clevere Unternehmen aus dem Vollen schöpfen.
Wenn Sie mehr über das Unternehmen erfahren möchten, klicken Sie hier.