
Bei der diesjährigen VENUS war die zunehmende Ausdifferenzierung der Sexspielzeug-Branche besonders gut zu beobachten. Immer speziellere Toys für große wie kleine Geldbeutel, Mainstream- wie Nischenfetische, Sexspielzeug für Designbewusste und per App gesteuerte Innovationen für Technikfreunde kommen vermehrt auf den Markt. Für die heutige Ausgabe der Interview-Reihe mit Ausstellern von der VENUS Berlin sprachen wir mit Mystim, einem Spezialisten für Elektrostimulation.

Einer der großen Nischenspezialisten aus Deutschland ist das Unternehmen Mystim. Es wurde ursprünglich in Mömbris gegründet und ist ein weltweit agierender Marktführer im Bereich der Elektrostimulation. Das Unternehmen entstand als Ausgründung aus einer Medizintechnikfirma, die sich auf Reizstromgeräte für therapeutische Zwecke spezialisiert hatte. Christoph Hofmann, Mitgründer des medizinischen Unternehmens, hatte erkannt, dass Reizstrom auch im Sexspielzeugmarkt enormes Potenzial barg und so gründete er Mystim.
Zwar gab es auch zuvor eine Fangemeinde für Elektrosex, doch war dieser zumeist auf den SM-Bereich beschränkt und für viele eher unbekanntes Terrain. Gemeinsam mit Jessica Hofman baute Christoph Hofmann das Unternehmen zu einer globalen Marke auf. Die beiden wurden 2016 mit der Verleihung des Gründerpreises der Sparkasse Aschaffenburg-Alzenau ausgezeichnet.
Der Großteil der Produktpalette des Unternehmens ist im Premium- und Hochpreissegment anzusiedeln. Seit 2009 wurde als Zweitmarke Joujoux eingeführt, über die das Unternehmen auch Intimschmuck, Massagekerzen und andere Accessoires anbietet.
Während die Produkte in der Anfangszeit zumeist aus Metall gefertigt waren, konnte Mystim 2011 auch Elektro-Toys mit leitfähigem Silikon auf den Markt bringen, ein Durchbruch für die immer designbewusstere Branche. Auch die anfänglich nötigen Zusatzgeräte zur Erzeugung des Stroms sind oft nicht mehr nötig. Das Unternehmen bietet nun auch Produkte, die für sich als Elektrospielzeug funktionieren und keine Peripheriegeräte benötigen.
Als einer der wenigen Sexspielzeug-Hersteller produziert das Unternehmen nicht in China, sondern setzt ganz auf heimische Produktion. Das ist zwar teuer, zahlt sich aber aus, so Jessica Hofmann, ebenfalls Geschäftsführerin der Mystim. Über 20 Branchen-Awards sprechen für sich selbst.
Mit ihr konnten wir am Mystim-Stand ein bisschen über den Hidden Champion sprechen, der 2016 aufgrund des immensen Wachstums von Mömbris nach Alzenau umziehen musste.
Jessica Hofmann im Interview
VENUS: Wir befinden uns am Stand von Mystim, einem Sextoy-Unternehmen, das für sein Sexspielzeug im Bereich Elektrostimulation weltweit berühmt geworden ist. Was sind eure Hauptprodukte? Und wie funktionieren eure Produkte?

Jessica Hofmann: Unser Kernprodukt ist natürlich die Elektrostimulation. Unsere Toys übertragen elektrische Impulse auf die Haut. Strom klingt natürlich immer erst mal etwas gefährlich. Es ist aber vollkommen natürlich, denn Reizstrom tut nichts anderes, als unser Körper auch tut, der kommuniziert ebenfalls über elektrische Impulse, die über die Nervenbahnen ins Gehirn transportiert werden. Da es dabei keine Übersetzungsleistung der Empfindung in Impulse braucht, denn Reizstrom ist ja bereits der benötigte Impuls, ist Reizstrom die intensivste Form der Stimulation überhaupt.
VENUS: Was habt ihr gerade neu auf der Messe dabei?
Jessica Hofmann: Wir haben jetzt einen Vibrator, der quasi beide Welten kombiniert, also die klassische Vibration, die man von Vibratoren kennt, aber zusätzlich noch die Elektrostimulation. Für die Nutzung braucht es kein externes Gerät. Das ist derzeit unser Hauptprodukt.
Daneben haben wir noch ein witziges Produkt neu im Programm. Ein Masturbator, wir nennen ihn auch »Möschen im Döschen«, ein Einmal-Masturbator, der in einer Dose verpackt ist.
Standalone-Produkte auf dem Vormarsch
VENUS: Bisher war es ja oft so, dass man für eure Toys zusätzliche Geräte für die Stromerzeugung brauchte. Mit dem Vibrator wird das anders. Woran arbeitet ihr bei der Erweiterung der Produktpalette?
Jessica Hofmann: Das wird natürlich nicht verraten. Aber nachdem unser Vibrator, der kein externes Stromgerät braucht, sondern das bereits verbaut hat – wir nennen das ein Standalone-Gerät – so erfolgreich ist, werden wir natürlich in diesem Bereich noch mehr tun. Die Entwicklung geht bei uns also in diesem Bereich stark voran.
VENUS: Wie sieht es bei euch im derzeitigen In-Bereich bei der Steuerung von Sextoys via App aus? Wenn man an den SM-Bereich und dort aktive Camgirls denkt, tun sich ja große Anwendungsbereiche auf. Habt ihr da etwas vor?
Jessica Hofmann: Da denken wir drüber nach. Aber das ist noch streng geheim.
Entwicklung von Mystim und Messeeindrücke
VENUS: Wann wurde das Unternehmen gegründet, und wie seid ihr aufgestellt?
Jessica Hofmann: Okay, ein paar schnelle Stichpunkte: Wir produzieren unsere Produkte in Aschaffenburg, sind aber weltweit aktiv und haben auf eigentlich allen Märkten ein Vertriebsnetz. Wir liefern europaweit an Distributeure, genauso nach Russland. Wir haben ein eigenes Lager in den USA und haben im Grunde alle Vertriebskanäle abgedeckt. Nach wie vor aber verkaufen wir auch direkt über unsere Webseite. Bei Mystim sind ungefähr 20 Mitarbeiter beschäftigt. Gegründet haben wir uns 2005.
VENUS: Also ist Mystim in der ersten Welle bei der Revolution des Sexspielzeugmarkts entstanden?
Jessica Hofmann: Quasi, ja. Als sich die ersten wirklichen Marken in der Branche herausgebildet haben. Vorher war da eigentlich nur billige China-Ware und Weichmacher. Damals gab es halt schon Fun Factory in Deutschland, aber sonst keine wirklichen Marken, das stimmt.
VENUS: Und welchen Eindruck habt ihr von der diesjährigen Messe?
Jessica Hofmann: Wir sind ja nun erst am Messefreitag, und die eigentlichen Tage, bei denen es bei der VENUS rundgeht, kommen erst noch, wir sind aber bereits mit dem Donnerstag und Freitagmorgen sehr zufrieden. Es läuft gut an, was bei dem Wetter nicht unbedingt zu erwarten war. Wir sind insgesamt positiv überrascht, was die ersten Tage angeht. Klassischer Weise ist es bei uns eher am Sonntag besonders gut, weil da viele Pärchen kommen, die dann tatsächlich eher nach Produkten gucken und Dinge suchen, die sie in ihr Liebesspiel integrieren können. Samstag ist dann eher so für die Partyfraktion, Mädels gucken uns so.
VENUS: Vielen Dank fürs Gespräch.
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