Zwanghaftes Sexualverhalten ab sofort anerkannte Krankheit

Sexsucht Krankheit

Laut einem Bericht des Ärzteblatts hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf ihrer Jahresversammlung beschlossen, dass künftig auch zwanghaftes Sexualverhalten und Online-Spielsucht als Krankheiten (ICD-11) diagnostiziert werden können. Damit wurde der 55.000 Krankheiten aufführende Katalog zum ersten Mal seit 30 Jahren neu gefasst.

Die WHO ordnet ihren Katalog der Internationalen Klassifikation der Krankheiten neu. Ab sofort gehören auch zwanghaftes Sexualverhalten und Onlinespielsucht zu anerkannten Erkrankungen.

Das Ärzeblatt schreibt: »Ärzte registrieren ihre Diagnosen künftig mit den neuen Codes. Für krankhaftes Video- oder Online-Spielen ist es ‚6C51‘, für zwanghaftes Sexualverhalten ‚6C72‘. Damit können präzisere Statistiken erstellt und Gesundheitstrends besser dokumentiert werden (…)«

Robert Jakob ist Gruppenleiter Klassifikationen (ICD) bei der WHO und sagt zu dem eigentlichen Sinn der Änderungen und Ergänzungen: »So lässt sich fest­stellen, wo die Entwicklung neuer Antibiotika besonders dringend ist.« Schließlich ist die Auflistung der beiden Krankheiten nur ein winziger Teilaspekt der Neuordnung.

Die Aufnahme der beiden neuen Krankheitsbilder ist weiterhin umstritten. Die Videospielbranche läuft Sturm, während die Pornobranche den Ball flach hält. Kritik macht sich vor allem an der Schwierigkeit der Diagnostizierung der Krankheiten fest. Zwar wird in einem Zusatzhandbuch erklärt, was unter den neuen Krankheiten zu verstehen ist und dass auch übermäßiger Konsum von Pornografie oder Telefonsex zu zwanghaftem Sexualverhalten zählen kann.

Doch wann etwas übermäßig und zwanghaft ist, dürfte sich nur schwer festlegen lassen. Laut Ärzteblatt lautet die derzeitige Formulierung nun, dass zwanghaftes Sexualverhalten dann zu diagnostizieren sei, »wenn Betroffene intensive, wiederkehrende Sexualimpulse über längere Zeiträume nicht kontrollieren können und dies ihr Familien- oder Arbeitsleben oder das Sozialverhalten beeinflusst.«

Die WHO definiert auch einen Zeitraum. Sobald ein Mensch über einen Zeitraum von mehr als zwölf Monaten alle anderen Aspekte seines Lebens dem Spielen oder dem sexuellen Verhalten unterordnet, ist ein weiteres Kriterium erfüllt, um die Krankheit diagnostizieren zu können. Als weitere Kriterien zählt der Verlust des Freundeskreises und die Vernachlässigung der Körperhygiene.

Gleichzeitig wolle man aber vermeiden, Vielkonsumenten automatisch als krank zu bezeichnen. Nur weil jemand signifikante Zeiträume mit Pornos oder Videospielen verbringt, muss er nicht automatisch krank oder süchtig sein.

Ein Vertreter der WHO formuliert es so: »Es gibt keinen Grund, solches pathologisches Spielen aus dem Katalog zu nehmen. Andererseits darf auch niemand, der einfach viel auf dem Computer oder Handy spielt, als krank bezeichnet werden.«

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