
Im Gegensatz zu den meisten Ländern dieser Welt, sind die Testszenarien in der deutschen
Erotikbranche weder gesetzlich noch einheitlich geregelt. Das bedeutet im Grunde, dass es
hierzulande deutlich unsicherer für Darstellerinnen und Darsteller zugeht als im Rest der Welt. Vorreiter in puncto Sicherheit und Gesundheitstests sind die USA, wo auch die meisten Produktionen stattfinden. Doch welche Tests gibt es und wie sind die Regelungen? Beantwortet haben diese Fragen Darsteller Jason Steel, TMC (Betreiber von Beate Uhse TV) und ein Berliner Labor.
Gesundheit wichtigstes Gut eines Pornodarstellers
Jason Steel, der seit 18 Jahren in der Branche aktiv ist und kürzlich zum ersten Mal mit Syphilis infiziert wurde, spricht offen über die Testbedingungen der deutschen Branche: „Ich erinnere mich genau an meinen allerersten Gesundheitstest im Jahr 2000. Damals waren noch 3 Kanülen Blut für die Abgabe notwendig und ich fühlte mich jedes Mal total leergesaugt. Ich mag keine Spritzen, aber wenn du in diesem Business tätig sein willst sind Gesundheitstest unerlässlich“. Darsteller wissen laut Jason kaum etwas über die Drehpartner am Set. Aber Tests von offiziellen Laboren geben mehr Auskunft über den gesundheitlichen Zustand eines Akteurs, als die meisten Privatpersonen überhaupt wissen. Frühere Tests hatten eine Gültigkeit von drei Monaten, heute liegen sie bei etwa zwei Wochen. „Neu ist jetzt das PCR HIV-Testverfahren, das erkennt HIV-Ansteckungen nmittelbar. Allerdings beobachte ich in diesem Zusammenhang schon seit geraumer Zeit die Amateurbranche in Deutschland mit weinenden Augen. Bis auf ein paar wenige Prozent, denen ihre Gesundheit und die ihres Partners wichtig ist, interessiert sich der Großteil nur partiell für dieses Thema und schnell wird auf Kondome als Schutzmaßnahme verwiesen. Kondome reißen gern bei falscher Anwendung oder weil mit den Zähnen vorher darauf rumgekaut wurde“, so Jason weiter. Auch das Argument, man schliefe nur mit einem festen Partner und da könne nichts passieren, lässt der Profi nicht gelten. „Partner trennen sich und kommen wieder zusammen. Unterschätze nicht die Power von Viren und Bakterien, die über sexuelle und anderen Wegen übertragen werden können“, warnt Jason. Besonders hart geht er mit Amateuren ins Gericht, die sich einen HIV-Schnelltest im Internet kaufen
und denken, dieser sei ausreichend für ein zuverlässiges Ergebnis. Denn Inkubationszeiten sind unterschiedlich und hängen stark vom eigenen Immunsystem ab. „Eine Dokumentationspflicht gibt es bei Amateuren nicht. Aber bei der eigenen Gesundheit sollte man sich professionell verhalten. In diesem Sinne: Passt auf euch auf und by the way, wann wart ihr das letzte Mal beim Arzt für einen Test? Ich würde mich freuen, wenn wir es schaffen, mehr Darsteller und Amateure für das Thema zu sensibilisieren“, appelliert Jason Steel an seine Kollegen in der Branche.
Kaum Kontrollmöglichkeiten für Produzenten
Ein Sprecher der TMC Content Group, Betreiber von Beate Uhse TV, äußert sich ebenfalls besorgt zum Thema: „Da wir nicht selbst produzieren, müssen wir letztendlich auf die professionelle Arbeit unserer branchenerfahrenen Produzenten vertrauen“. Ein weiteres Problem: „Aus Gründen des Datenschutzes sind wir auch nicht berechtigt, nähere Informationen zu Gesundheitsthemen der Darstellerinnen und Darsteller zu erfahren“.
Ausführliche Tests sind kostspielig
Wie genau die Tests ablaufen und wie lange es dauert, bis ein Ergebnis vorliegt, erklärt das Labor Dr. Eicke und Kollegen des MVZ Weißensee. Mediziner wissen um das erhöhte Risiko der Darsteller an sexuell übertragbaren Krankheiten zu erkranken. „Darsteller sind deutlich gefährdeter als der Durchschnitt. Die regelmäßigen Tests vor den Drehs sind deswegen unabdingbar. Bakterielle Infektionen lassen sich verhältnismäßig einfach und günstig nachweisen und – trotz steigender Antibiotikaresistenzen- noch gut behandeln. Problematisch ist jedoch die Testung der Viren“, erklärt ein Sprecher des Labors. Günstigere Antikörper-Tests brauchen zwischen 6 und 8 Wochen nach der Infektion bis sie Krankheiten wie Hepatitis B und C sowie HIV nachweisen können. Die kostspieligere
Variante: „Die Virenlast lässt sich mit teureren Reagenzien bereits 1-2 Wochen nach der Ansteckung analysieren. Ein sicherer Volltest kostet schnell einige Hundert Euro“. Doch nur wenige Darsteller können oder wollen sich in dieser Häufigkeit die entsprechenden Tests leisten. Abschließend gibt der Sprecher des Labors noch zu bedenken: „Sollte sich jemand frisch angesteckt haben, ist die Vermehrung der Viren im Blut in den ersten Wochen derartig intensiv, dass die Gefahr jemanden anzustecken verhältnismäßig hoch ist. Und bekanntlich sind die Heilungschancen bei den viralen Erkrankungen schlecht bis nicht gegeben“.
Wie denkt ihr über das Thema Gesundheitsvorsorge und welche Erfahrungen habt ihr gesammelt? Teilt uns euer Feedback zu dem Beitrag gerne mit!
Hallo und erst mal Gratulation an Jason, der den Mut hat, öffentlich zu machen, dass er sich mit Syphilis angesteckt hat. Auch wenn diese bakterielle Krankheit relativ leicht mit Antibiotika zu behandeln ist, ist Syphilis schon ein anderes Kaliber als Gonorrhöe oder Chlamydien.
Ich selbst habe das Thema oft öffentlich angesprochen und auch in meinem Buch „der Hamster hat Schluckauf“ behandelt und ich wünsche mir, dass alle vor der Kamera agierenden Personen hier sensibilisiert werden.
Gerade im Moment arbeite ich verstärkt mit einem Labor in München zusammen, um einen neuen Gesundheitstest für Darsteller zu erstellen, dieser soll 99,- Euro kosten und umfasst folgende Tests:
HIV ½- Antikörper + Antigen
Hepatitis C-Ak (LIA)
LUES (Syphilis): Cardiolipin- Flockungstest (VDRL)(Erregerdirektnachweis)
Neisseria gonorrhoeae (PCR)(Erregerdirektnachweis)
Chlamydia trachomatis (PCR)(Erregerdirektnachweis)
Grüße an alle open minded People, Chris Hilton