Fingerabdrücke? Kalifornien will Pornodarsteller registrieren

Cristina Garcia

Mit einem diskriminierenden Gesetzesvorhaben prescht ausgerechnet der als liberal geltende US-Bundesstaat Kalifornien an die Spitze der sexarbeiterfeindlichen Bewegung. Künftig sollen Darsteller sich dort mit ihren Fingerabdrücken registrieren lassen, bevor sie ihrer Arbeit nachgehen können.

Ein Gesetzesvorschlag sendet derzeit Schockwellen durch die kalifornische Pornobranche, neben Nevada nach wie vor der wichtigste Produktionsstandort für US-Pornostudios. Branchenexperten, Lobbyverbände und Sexarbeiter-Vertreter laufen Sturm gegen das Vorhaben einiger Abgeordneter, dass Pornodarsteller sich künftig einschließlich ihrer Fingerabdrücke registrieren lassen müssen.

Das umfassende Paket zur Regulierung der Pornoindustrie trägt den Titel AB 2389. Darsteller sollen auf eigene Kosten alle zwei Jahre Schulungen durchlaufen, in denen sie über Arbeitssicherheit, Menschenhandel und Arbeitsbedingungen aufgeklärt werden und Fingerabdrücke abgeben müssen, damit eventuell vorliegende Vorstrafen entdeckt werden können.

Kurioserweise kam der Vorschlag zum einen von der demokratischen Abgeordneten von Los Angeles Cristina Garcia und zum anderen ausgerechnet von einer Sprecherin der International Entertainment Adult Union, eines Verbands für Darstellerrechte. Amanda Gullesserian hat für AB 2389 jedoch nicht mal die Unterstützung ihres eigenen Verbands, geschweige denn den anderer Gruppen und Branchenvertreter.

Alana Evans von der Adult Performers Actors Guild sagt klar: »Das kriminalisiert uns, das ist es, was das macht.«

Der massive Gegendruck zeigt offenbar Wirkung. Garcia rudert öffentlich zurück und will auf die obligatorische Abgabe von Fingerabdrücken verzichten, die selbst finanzierten Kurse jedoch beibehalten.

Mike Stabile, Sprecher der Free Speech Coalition hingegen bleibt skeptisch: »Es gibt so viele Probleme mit diesem Gesetzesvorschlag, dass ich glaube, dass es besser wäre, man würde nochmal von vorne beginnen. Ich bin mir nicht ganz sicher, was das eigentliche Ziel des Gesetzes ist.«

Viele Darsteller sind grundsätzlich gegen eine offizielle Registrierung, da es eine der wichtigsten Komponenten für die eigene Sicherheit der Darsteller nimmt: Anonymität.

Camgirl Annabelle Adams sagt dazu: »Anonymität ist ein wichtiger Bestandteil von Arbeitssicherheit für Sexarbeiter, und die öffentliche Registrierung meines Klarnamens in einer Datenbank mit Sexarbeitern würde mich in Gefahr bringen, wo ich derzeit durch die Anonymität meiner Onlinepersönlichkeit geschützt bin.«

Die International Entertainment Adult Union fällt nicht zum ersten Mal mit der Unterstützung fragwürdiger Gesetzesvorhaben auf, die Darsteller scheinbar schützen letztlich in der Realität aber in Schwierigkeiten bringen. Auch die gesetzlich vorgeschriebene Kondompflicht unter dem Namen Proposition 60 hatte die Unterstützung der Organisation.

Selbst die Abgeordneten hinter dem Gesetz scheinen einzusehen, dass das Gesetzesvorhaben in seiner jetzigen Form am Ziel vorbeigeht. Auch Lorena Gonzalez, Abgeordnete von Oceanside sagte, dass das Vorhaben neu formuliert werden muss.

Es bleibt abzuwarten, ob sich die Posse zu einem stimmigen Gesetzeswerk aufsetzen lässt oder ob man das gesamte Vorhaben besser in den legislativen Papierkorb gibt. Derzeit brauchen Sexarbeiter und Pornodarsteller weltweit dringend Unterstützung und einen Ausbau ihrer Rechte, keine Einschränkungen, die ihre Arbeit erschweren oder gefährlicher machen.

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