
Nachdem es eine Zeitlang still um Stormy Daniels zu werden schien und ihr ehemaliger Anwalt Michael Avenatti in immer seltsamere Rechtsstreitigkeiten versank, spitzt sich nun auch der Streit zwischen den einstigen Weggefährten zu. Avenatti hat Klage gegen Stormy Daniels eingereicht. Angeblich schulde der Pornostar ihm aufgrund von unbezahlten Rechnungen mehrere Millionen Dollar.
Dem klagewütigen und inzwischen doch recht zwielichtig scheinenden Anwalt Michael Avenatti scheint die Lust an der juristischen Auseinandersetzung noch immer nicht vergangen. Nachdem er in den letzten Monaten mehrfach harsch kritisiert, verhaftet und angeklagt wurde und Stormy Daniels ihm ihrerseits vorwarf, ihr einen 300.000 Dollar schweren Vorschuss aus einem Buchvertrag für ihre Biografie vorzuenthalten, verklagt Avenatti nun die weltweit bekannte Darstellerin auf mehrere Millionen Dollar.
Wie man inzwischen mehrfach beobachten konnte, gehört zum Werkzeug des zu seiner Glanzzeit sogar als möglicher Präsidentschaftskandidat gehandelten Anwalts nicht nur gewiefte Winkelzüge vor Gericht, sondern vor allem auch öffentlichkeitswirksame Beschimpfungen. Seine ehemalige Klientin ist von dieser Taktik nicht ausgenommen. So wirft er ihr vor, aufgrund ihres Status als Berühmtheit zu glauben, keine Anwaltskosten zahlen zu müssen.
Er habe Daniels mehrfach dazu aufgefordert, »ihre vertraglichen Verpflichtungen zu erfüllen und die Millionen an Rechtsanwaltskosten und Gebühren zu bezahlen«, schließlich habe sie nahezu 19 Monate lang mit »erstklassigem« juristischen Rat betreut.
Es scheint schon wie eine kleine Ewigkeit, doch ist es erst kaum eineinhalb Jahre her, dass die beiden zum ersten Mal Schlagzeilen machten. Im März 2018 reichte Avenatti für Stormy Daniels Klage gegen Donald Trump und Michael Cohen ein. Damals ging es um eine Schweigevereinbarung, die Daniels 2016 in der Endphase des Wahlkampfs unterzeichnet hatte. Für 130.000 Dollar wollte Trump damals Daniels Schweigen über eine Liebesaffäre zwischen den beiden im Jahr 2006 erkaufen. Daniels wollte die Schweigevereinbarung aufheben, um über die Affäre öffentlich reden zu können.
Mehrere Prozesse folgten. Soweit von Bedeutung verlor Stormy Daniels alle Prozesse gegen den derzeitigen Präsidenten der Vereinigten Staaten. Wenig überraschend also feuerte Daniels ihren Anwalt Anfang 2019 und ersetzte ihn durch Clark Brewster.
In der Zwischenzeit ist Avenatti mit mehreren Skandalen in die Schlagzeilen geraten. So warf ihm eine Schauspielerin vor, dass er sie geschlagen habe, der Sportkonzern Nike verklagte ihn wegen Erpressung und auch bei dem Versuch, eine Frau zu vertreten, die schwere Vorwürfe gegen den heutigen Verfassungsrichter Brett Kavanaugh erhob, zog er den kürzeren und musste sich die Kritik gefallen lassen, dass er die Glaubwürdigkeit weitaus überzeugenderer Zeuginnen gegen Kavanaugh mit seinem Auftreten geschadet habe. Und dann noch der Vorwurf, er habe Gelder von Stormy Daniels veruntreut und dem Pornostar einen Vorschuss aus ihrem Buchvertrag vorenthalten.
Nun also der Gegenangriff. Avenatti behauptet, Stormy Daniels habe nicht nur seine Rechnungen nicht bezahlt, sondern obendrein versucht, seinen Ruf in den Medien zu schaden. Avenattis Anwalt, Tom Warren, sagte in einem Interview: »Mr. Avenatti hat in großem Umfang erstklassige Arbeit als Rechtsanwalt für Ms. Daniels geleistet, und dies unter großem Druck und öffentlicher Beobachtung. Er hat dafür zu ihrem Vorteil erhebliche Opfer auf sich genommen. Er verdient es, von ihr dafür entgolten, statt kritisiert zu werden.«
Die rechtliche Grundlage für Avenattis Klage gegen Stormy Daniels scheint jedoch relativ dünn. Er selbst muss einräumen, dass es schriftlich lediglich eine Vereinbarung über eine Vorschussrechnung in Höhe von 100.000 Dollar zwischen beiden Parteien gegeben habe. Diese hat Daniels offenbar auch gezahlt. In Interviews und anderen öffentlichen Einlassungen gab in der Folgezeit stets an, dass seine weiteren Kosten durch einen Unterstützerfonds und Crowdfunding für Daniels getragen würden. Woher er nun glaubt, weitere Ansprüche gegen die Darstellerin geltend machen zu können, scheint fraglich. Eine Antwort darauf bleibt sein Rechtsanwalt schuldig.