
Eine neue Studie über die künftige Nutzung und Auswirkungen selbstfahrender Autos regt derzeit weltweit die Fantasie zahlreicher Medien an. Von der Washington Post über Hipster-Blogs bis hin zu Branchenmedien wie AVN wird weltweit über die Nutzung von selbstfahrenden Autos in der Sexindustrie spekuliert.
Die Entwicklung von fahrerlosen Autos dürfte zu massiven Veränderungen in Transport und Verkehr führen und damit umfangreiche Folgen für Stadtbild, Kulturtechniken und die Art wie wir leben haben. Zahlreiche im Transport beschäftigte Menschen dürften ihre Arbeit verlieren, der Transport von Menschen und Gütern dürfte günstiger werden, der Weg zur Arbeit wird stärker als Freizeit wahrgenommen und letztlich dürfte es auch häufiger zu sexuellen Handlungen in selbstfahrenden Fahrzeugen kommen.
Diese Überlegungen haben die beiden britischen Forscher Scott Cohen und Debbie Hopkins in einer Studie angestellt, die den relativ unaufgeregten Titel trägt: »Autonomous vehicles and the future of urban tourism«. Wie es so ist, kann eine trockene Wissenschaftsprosa weltweit Schlagzeilen generieren, wenn sich einzelne Absätze zu einer steilen These formulieren lassen oder vorm geistigen Auge von Journalisten interessante Bildwelten entstehen lassen, die nach einer Schlagzeile rufen.
Ein paar simple Absätze in der Studie sorgen nun für wilde Spekulationen, dass es in Zukunft selbstfahrende Bordelle geben könnte, ein Geschäftsmodell, das bisher ausschließlich in der Vorstellungskraft der Journalisten liegt.
In der Studie selbst wurden lediglich alle Bereiche aufgezählt, in denen selbstfahrende Autos zu Veränderungen führen können. Logischerweise betrifft da eben auch alle touristischen und sonstigen Freizeitaktivitäten, denen Menschen nachgehen.
Mobile Bordelle folgerichtige Weiterentwicklung
Einer der Autoren der Studie, Scott Cohen, sagt im Interview mit Fast Company: »Menschen werden in ihren Fahrzeugen schlafen, das wird Folgen haben für Autobahnhotels. Und die Menschen werden vielleicht in Fahrzeugen essen, die zugleich Restaurants sind.« Von diesen grundsätzlichen Überlegungen über die Auswirkungen autonomer Fahrzeuge ist der Schritt zu denkbaren Auswirkungen auf die Sexualität der Menschen nicht weit. Cohen fügt hinzu: »Das ließ uns weiter denken, was die Menschen sonst noch in Autos machen würden, wenn sie das Fahrzeug nicht mehr lenken müssten? Und man kennt ja die schon lang währende Verbindung zwischen Autos und Sex, die man in so ziemlich jedem Coming-of-Age-Film beobachten kann. Das ist kein großer Gedankensprung.«
Es sei also nur eine logische Folge, dass auch Sex und somit auch Sex gegen Geld in selbstfahrenden Fahrzeugen stattfinden wird. Cohen glaubt, es sei weder unmöglich noch abwegig, sich »Rotlichtbezirke auf Rädern vorzustellen. Prostitution muss nicht legal sein, damit das geschieht. Viele illegale Aktivitäten finden in Autos statt.« Er fügt trocken an: »Wo Prostitution legal ist und selbstfahrende Fahrzeuge rasch zugelassen werden, könnte sich das besonders rasch entwickeln. Europa ist ein solcher Ort.«
Verdunkelte Scheiben? Wo bleibt die Privatsphäre?
Nach der Veröffentlichung der Studie zerbrechen sich nun bereits eine Menge Menschen den Kopf über mögliche Implikationen. Kate Devlin, Expertin für Sexualität und Robotik, macht darauf aufmerksam, dass Privatsphäre ein großes Problem sein könnte. Schließlich würden verdunkelte Glasscheiben in einem Auto nicht alles verbergen. Sie verweist darauf, dass selbstfahrende Autos auch datenhungrige Computer sind. »Selbstfahrende Autos sammeln sehr viele Daten«, so die Autorin. Dazu könnten auch Verhaltensweisen der Insassen gehören. Solche Autos verfügen über Sensoren, Lautsprecher und Kameras. Dies bringt insbesondere für Sexarbeiter Schwierigkeiten mit sich. Devlin fragt: »Wäre es also gut für die Sicherheit von Sexarbeitern, weil die Auffindbarkeit Schutz bringe? Oder würden solche Daten gegen die Menschen verwendet in Regionen, wo Sexarbeit kriminalisiert ist?«
Nach der Eröffnung mehrerer Bordelle mit Sexpuppen scheint sich nun also ein neues Phänomen abzuzeichnen, das viele juristische, ethische und wirtschaftliche Fragen aufwirft. Das älteste Gewerbe der Welt, so viel bleibt festzuhalten, wird sich immer Wege suchen, neue Techniken mitzunutzen und gehört stets zu den Early-Adoptern von Innovationen.