Frankreich entscheidet über Prostitutionsgesetz: Mädchen sind gezwungen, sich zu verstecken

Mädchen sind gezwungen, sich zu verstecken

Das vor knapp drei Jahren in Frankreich verabschiedete Prostitutionsgesetz, das den Verkauf von sexuellen Dienstleistungen legalisierte, den Kauf aber kriminalisierte, ist insbesondere unter Sexarbeitern und ihren Schutzverbänden stark angegriffen worden. Aktivisten machen die Kriminalisierung von Freiern für eine gefährlichere Arbeitssituation der Prostituierten verantwortlich. Am 1. Februar entscheidet nun das Verfassungsgericht der Grande Nation über die umstrittene Regelung.

2016 wurde in Frankreich ein Gesetz erlassen, dass an dem skandinavischen Modell angelehnt war. Demnach wurde der Verkauf sexueller Dienstleistungen völlig straffrei gestellt. Die etwa 30.000 Sexarbeiter im Land waren somit endlich entkriminalisiert. Dafür aber wurden die Kunden von Prostituierten kriminalisiert. Von da an, mussten Freier, die erwischt wurden, mit hohen Geldstrafen rechnen. Das Gesetz zielte ursprünglich darauf ab, Sexarbeiter aus der Illegalität herauszuholen und sollte außerdem auch für eine Verbesserung der Lebensumstände und eine höhere Sicherheit sorgen. Die Schizophrenie des Modells führte jedoch zum genauen Gegenteil. Um ihre Freier zu schützen, müssen Sexarbeiter ihre Dienste im Verborgenen anbieten und ausführen und haben außerdem mit tendenziell aggressiveren, weil misstrauischen Kunden zu tun.

Französische Freier müssen mit saftigen Geldstrafen rechnen

Neben Geldstrafen, die ab dem zweiten Mal stark erhöht ausfallen, müssen erwischte Kunden an einem Seminar teilnehmen, das sich um die Lebensbedingungen von Sexarbeitern dreht.

Kritiker der Regelung weisen daher darauf hin, dass sich insbesondere in puncto Sicherheit die Situation für Sexarbeiter in Frankreich erheblich verschlechtert hat. Der Mord an der Transgender-Prostituierten Vanessa Campos im August 2018 im Bois de Boulogne wird von Aktivisten als direkte Konsequenz aus der verfehlten Gesetzgebung angeführt. Die Sexarbeiterin hatte in der abgelegenen Gegend versucht, ihren Freier vor Dieben zu bewahren und ist dabei getötet worden. Neben der verschlechterten Sicherheitslage und Arbeitsbedingungen verstoße das Gesetz außerdem gegen die Entfaltung sexueller und gewerblicher Freiheiten. Es ist auch schlicht logisch schwer nachzuvollziehen, wie ein zusammenhängender Vorgang (Kauf = Verkauf) zu rechtlich unterschiedlichen Bewertungen führen kann. Betroffen sind zumeist Minderheiten und ohnehin gesellschaftlich schwach geschützte Gruppen. Man geht davon aus, dass 93 Prozent der Prostituierten in Frankreich Migrationshintergründe haben.

Verschlechterte Situation der Sexarbeiter in Frankreich 

Die ehemalige Sexarbeiterin Giovanna Rincon äußerte sich im Interview mit der Times zu den problematischen Konsequenzen des Gesetzes: »Die Mädchen sind gezwungen, sich zu verstecken und ihren Kunden zu versprechen, dass die Polizei sie nicht finden kann. Die arbeiten inzwischen an Orten wie dem Bois de Boulogne, Orte, die wir niemals betreten hätten.«

Eine Gruppe von 30 Sexarbeitern hat den Fall nun vor den Conseil Constitutionnel, vor das oberste Gericht der Grande Nation gebracht. Dort wird am Freitag über die Rechtmäßigkeit des Gesetzes entschieden.

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