Wo ein Wille, da ein Weg: Indiens nutzlose Pornofilter

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Nachdem die indische Regierung auf Anordnung des höchsten Gerichts des Landes im letzten Jahr über 800 Webseiten mit pornografischen Inhalten gesperrt hat, zogen weitere einige Nachbarländer nach. Dass sich die Nachfrage nach Pornografie aber nicht verbieten lässt, zeigen die wenig aufwendigen Lösungen zur Umgehung der Sperrung. Deutlich wird dabei vor allem die geringe Technik- und Menschenkenntnis der Fortschrittsgegner.
Mehrere Internetprovider in Indien gehorchten der Anordnung und sperrten den Zugang zu 827 Webseiten. Allein Jio, der größte Provider zählt 250 Millionen Kunden. Nicht nur für diese ist die Sperrung von Onlinepornografie ein Problem. Auch westliche Produktionsunternehmen, Streaming-Webseiten und Cam-Portale spüren den Wegbruch des über eine Milliarde Einwohner zählenden Landes. Auch Nachbarländer wie Bangladesch gingen in den folgenden Wochen gegen Internetpornografie vor.
Da Nachfrage und Anbieter langfristig immer zueinander finden, war es aber nur eine Frage der Zeit, bis Lösungen zur Umgehung der Sperrung die Runde machten. Zum einen gibt es auf Nutzerseite wohl mehrere einfache Tricks zur Umgehung der Filtertechniken der Internetprovider. Die Indian Times berichtet umfassend dazu, ein Artikel, der sicher millionenfach angeklickt wird. Die Nutzung eines simplen VPN-Dienstes oder des kostenlosen Webbrowsers Opera genügt, um die geblockten Seiten auch in Indien wieder betrachten zu können. Daneben funktioniere es bei Webseiten, die mit dem HTTPS-Protokoll arbeiten daran zu denken, nicht nur http, sondern eben https vor der Eingabe des Domainnamens zu setzen. Auch dies, so die Indian Times, führe dazu, dass man die geblockten Pornoangebote wieder aufrufen könne.
Zwar ist die Liste der geblockten Seite bis heute nicht veröffentlicht worden, doch wissen die betroffenen Seiten selbst natürlich nur zu gut, ob sie einen Einbruch bei den Nutzerzahlen zu verzeichnen haben. Der zum kanadischen Mindgeek-Konzern gehörende Tubeseiten-Anbieter Pornhub hat inzwischen eine eigene Lösung entwickelt. Dazu genügte es offenbar, einen neuen Domainnamen zu registrieren: Pornhub.net wird anders als die eigentliche .com-Adresse bisher nicht geblockt.

Als wären diese simplen Schritte zur Umgehung der Sperrung nicht schon peinlich genug, ist es obendrein so, dass die Umgehung des Filters weder Nutzer noch Anbieter in Konflikt mit dem Gesetz bringt. Die Verantwortung, den Zugang zu den Angeboten zu sperren, liegt juristisch offenbar einzig bei den Internetprovidern, die sich mit der Sperrung der auf der Liste befindlichen Webseiten aber wohl bereits die Hände in Unschuld waschen können.

Erneut zeigt sich also, dass die konservative Gegenbewegung in vielen Ländern an simpelsten Dingen scheitert: die Kenntnis der neuen Technologien ist einfach peinlich gering. Solange das Technikverständnis der Pornogegner und populistischen Eiferer so gering ist wie ihr Verständnis um den Freiheitsdrang der Menschen, dürfte die unmittelbare Gefahr des weltweit größer werdenden konservativen Backlashs gering bleiben.

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