
Jios übereifrige Sperrung von VPN-Diensten
Die ganze Aktion vonseiten der Regierung war also eigentlich ein zahnloser Tiger. Dennoch wurde Reliance Jio abgestraft. Denn der Konzern befolgte nicht nur die Anweisung des Gerichts, sondern ging einen Schritt weiter. Der Internetprovider blockierte kurzerhand und ohne Ankündigung auch VPN-Anbieter und andere Proxy-Netzwerke. Die Aktion kostet Jio Kunden. Nicht nur nimmt der durchschnittliche Traffic pro Nutzer bei dem Konzern ab, auch die Zahl der Neukunden brach in den letzten Monaten des Jahres ein. Im dritten Quartal konnte das Unternehmen noch 37 Millionen Neukunden gewinnen, im vom Porno-Ban betroffenen vierten Quartal ging die Zahl der Neuanmeldungen auf 27,8 Millionen zurück.
Wie inkompetent die Sperrung durchgeführt wurde, zeigt sich auch an Berichten der Hindustan Times, nach denen der Konsum von Onlinepornografie bei allen Providern im letzten Quartal insgesamt in Indien weiter zugenommen hat. Seiten, die nicht von dem Ban betroffen sind, verzeichnen immense Zuwächse. Laut einer statistischen Untersuchung kam es bei 441 nicht gesperrten Seiten zu einer Verdopplung des Traffics. Von den insgesamt 827 gesperrten Seiten, waren 345 weiterhin aufrufbar, indem man vor Eingabe der Adresse nicht http, sondern https eingab.
Bisher ist unklar, inwiefern die indische Regierung auf die simplen Umgehungsmöglichkeiten und generelle Wirkungslosigkeit des Zensurversuchs reagieren wird.