
Queer Support Umfrage: So denkt Deutschland über sexuelle Vielfalt
Wie queer-freundlich ist Deutschland? Repräsentative Umfrage zeigt wie die Bevölkerung über LGBTIQ+ denkt. Die Ergebnisse ermöglichen Rückschlüsse auf die Akzeptanz queerer Lebensentwürfe.
- 81% der Deutschen befürworten die “Ehe für Alle”
- Knappe Mehrheit ist für ein Blutspendeverbot für Männer, die Sex mit Männern haben
- Pride Month: 59% würden Queer-Events besuchen
- Auch AfD-Anhänger:innen mehrheitlich für LGBTIQ+ Rechte
Berlin, Juni 2022. – Anlässlich des Pride Month Juni hat das Magazin LUST im Rahmen einer Studie, der Queer Support Umfrage, 1.000 Menschen repräsentativ befragt. Die Ergebnisse erlauben Rückschlüsse über die Akzeptanz queerer Lebenswelten in Deutschland.
“Ehe für Alle” erfährt große Zustimmung
Die “Ehe für Alle” erfährt in Deutschland fünf Jahre nach ihrer Einführung im Jahr 2017 große gesellschaftliche Rückendeckung. Dem Satz “Ich finde es richtig, dass schwule und lesbische Paare heiraten dürfen” stimmen insgesamt rund 81% der Befragten zu. Nur bei den Anhänger:innen der AfD gibt es noch einige Vorbehalte. Von ihnen stimmen aber ebenfalls rund 64% für die “Ehe für Alle”. Nur 36% lehnen sie ab.
Ebenso verhält es sich bei den Statements “Ich habe kein Problem damit, wenn schwule oder lesbische Paare in der Öffentlichkeit Händchen halten / sich küssen”. Während eine große Mehrheit – mehr als 85% aller Befragten – diese Einstellung teilt, äußern sich AfD–Anhängerinnen hier erneut skeptischer: 28% äußern eine ablehnende Einstellung was den öffentlichen Austausch von gleichgeschlechtlichen Zärtlichkeiten betrifft.
Knappe Mehrheit hält Blutspendeverbot für schwule Männer richtig
Deutlich vielschichtiger sieht die Einstellung der Deutschen aus, was ein Blutspendeverbot für Männer betrifft, die Sex mit anderen Männern haben (MSM). Hier spricht sich gesellschaftsübergreifend eine knappe Mehrheit von 51,8% für ein solches Verbot aus. Auffallend: Besonders junge Menschen sind mehrheitlich gegen ein Blutspendeverbot für MSM. In der Altersgruppe der 18-24 Jährigen lehnen rund 60% ein solches Verbot ab.
In der eigenen Familie scheinen Homo- und Bisexualität kein Tabuthema mehr zu sein. 75% der Befragten geben an, dass sie kein Problem damit hätten, wenn sich ihr Kind als homo- oder bisexuell outen würde. Und für zwei Drittel wäre auch eine Transsexualität des eigenen Kindes nicht weiter problematisch.
59% würden gerne queere Events besuchen
Dem Satz “Die Durchführung von Gay Pride Veranstaltungen ist wichtig und richtig, um für gesellschaftliche Akzeptanz der queeren Community zu sorgen”, stimmen rund 72% der Befragten zu. Gleichzeitig gibt eine Mehrheit von 59% an, selbst gerne ein queeres Event besuchen zu wollen. Nur 41% lehnen einen Besuch ab.
West- und Ostdeutschland sind queer-freundlich
Sowohl im Westen als auch im Osten der Bundesrepublik herrscht grundsätzlich eine große Zustimmung was queere Lebensentwürfe betrifft. In fast allen Bereichen liegt die Zustimmung bei >70%. Besonders hohe Zustimmungswerte werden in Sachsen-Anhalt, Berlin und Rheinland-Pfalz erzielt. Besonders geringe Werte gibt es hingegen in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.
AfD-Anhänger:innen mit Vorbehalten gegenüber LGBTIQ+
Ein Vergleich der Ergebnisse hinsichtlich des politischen Abstimmungsverhalten der Befragten macht deutlich: Unter den Anhänger:innen von Grünen (85%), Linken (84%) und FDP (79%) ist die Zustimmung für queere Lebensentwürfe besonders groß. Die meiste Ablehnung gibt es hingegen in den Reihen der AfD-Anhänger:innen. Doch auch wenn diese sich in der Regel kritischer zu LGBTIQ+ Fragen äußern als die Anhänger:innen der anderen Parteien, so sind sie nicht pauschal gegen LGBTIQ+ Rechte. In den meisten Fällen stimmen auch AfD-Anhänger:innen mit knapper Mehrheit für LGBTIQ+ (57%).
Über LUST Mag: LUST ist ein neues Online-Magazin, das sich dem sexpositiven Lifestyle widmet. Themenschwerpunkte sind unter anderem die Sexindustrie in Deutschland, der Einfluss von Technik auf Beziehungen und die unterschiedlichen Einstellungen zu Sexualität in Deutschland und Europa. LUST engagiert sich zudem für die Interessen von Sexarbeiterinnen in Deutschland und gegen die Stigmatisierung der Branche.