VENUS Close-Up #02: Interview mit den Swingerclub-Betreibern Sabine und Rene Geisler

Swingerclub schloss milkersdorf Kolkwitz

Swingerclubs erfreuen sich in Deutschland großer Beliebtheit. Einer der renommiertesten Clubs ist das von Sabine und Rene Geisler betriebene Schloss Milkersdorf in der Nähe von Cottbus. Hier treffen sich freitags und samstags Gäste aus dem In- und Ausland zu stilvollen Erotikpartys.

Als Sabine und Rene Geisler vor über 15 Jahren Schloss Milkersdorf als Swingerclub eröffneten, war die Swingerszene in Deutschland immer noch eher klein und lebte vielfach im Verborgenen. Inzwischen ist die Community sichtbarer geworden. Schloss Milkersdorf wurde von SPIEGEL TV porträtiert und der Club der Geislers gehört zu den etabliertesten Adressen für Swinger aus aller Welt. Für VENUS CLOSE UP konnten wir mit dem Paar über ihre Anfänge als Clubbetreiber sprechen. Sie gaben uns auch Auskunft darüber, inwiefern ihr Club die Region bereichert, warum man sie in Los Angeles kennt und welchen Ort sie in ihrem Schloss besonders mögen.

Wenn Sie die letzten 15 Jahre Revue passieren lassen, welche Phasen haben Sie durchlaufen? Wie (schwer) war der Anfang und ab wann hat es funktioniert?

Vor ungefähr 20 Jahren fragten meine Frau und ich mich: Was macht man in unserem Alter eigentlich Samstagnacht? Wir waren damals Anfang 30. Freunde empfahlen uns eine Location in Holland, in der man frivol ausgehen konnte. Wir erlebten dort einen unbeschreiblichen Abend. Danach flogen wir nach Paris, New York, San Francisco… und gingen dort auf ähnliche, sehr niveauvolle Partys.

Deutschland war damals in diesem Zusammenhang noch eher eine Wüste und so kam bei uns als Unternehmerpaar schnell die Überlegung auf, ein solches Erotikkonzept auch in Deutschland umzusetzen.

Als wir Schloss Milkersdorf in unserer Umgebung fanden, ging es auch schon los: Erst einmal mussten wir die Einwohner des Dorfes von unserem Konzept überzeugen – eine echte Herausforderung. Dazu kamen viele Auseinandersetzungen, wie z. B. mit dem Bauamt, dem Denkmalschutz oder der Bank. Das waren unglaubliche Hürden, die wir zu bewältigen hatten: Niemand wollte so etwas wirklich genehmigen oder gar begleiten.

Nach zwei Jahren Sanierung war die Eröffnungsfeier jedoch ein voller Erfolg. Das änderte sich am darauffolgenden Wochenende: Da kamen lediglich zwei Paare, danach noch weniger. Es war ein richtiger Kampf. Viele hielten uns für verrückt, in Brandenburg, kurz vor der polnischen Grenze, da, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen, ein Lustschloss für internationales Publikum zu eröffnen. Aber es klappte: Nach vier Jahren schrieben wir endlich schwarze Zahlen. Jetzt nach über einem Jahrzehnt sind unsere Kapazitätsgrenzen endgültig erreicht.

Falls Sie darauf antworten wollen: Wie viel Geld und Arbeitsstunden haben Sie in dieses Haus gesteckt?

Geld ist für mich etwas sehr Vergängliches. Was im Leben Bestand hat, sind die immateriellen Dinge, wie Lebensmodelle und Freundschaften, die Beziehungen zu anderen. Wir hatten eine Vision: Eine neue Idee in ein altes Schloss zu transportieren. Wir wollten die Vergangenheit mit der Zukunft verknüpfen und haben einen Ort der Freiheit geschaffen.

Dieses Schloss war von Anfang an eine Herzensangelegenheit. Es herrschte damals ein abenteuerlicher Unternehmergeist: Das ganze Dorf wurde miteinbezogen, Freunde und Familie haben meiner Frau und mir geholfen. Es war ein langer Weg, natürlich auch finanziell, aber ohne diese Unterstützung wären wir nie so weit gekommen und dafür sind wir unglaublich dankbar.

deutschland

Inwieweit bereichern Sie die Region?

Uns besuchen im Schnitt zwischen 8.000 – 10.000 Gäste jährlich und die kommen nicht bloß wegen den „10 Sekunden Gehirnrauschen“. Wir sind in der Hinsicht durchaus ein wichtiger Faktor für die Tourismusbranche geworden: Unsere Gäste machen hier zumeist einen Kurzurlaub. Sie übernachten in der Umgebung, gehen tagsüber essen, machen eine Kahnfahrt im Spreewald oder besuchen die Therme in Burg. Sie machen einen Ausflug zum Schloss Branitz oder gehen in Cottbus shoppen.

Die Region rund um Cottbus gehört nicht gerade zu den „blühenden Landschaften“ – völlig zu Unrecht. Es gibt hier wahnsinnig viel zu entdecken. Dass wir diesbezüglich einen Anreiz für einen mehrtägigen Besuch darstellen, freut uns natürlich: Cottbus bzw. Brandenburg ist schließlich unsere Heimat.

Sie werben damit, dass Sie der stilvollste Swingerclub Deutschlands sind. Was zeichnet Sie aus und wodurch unterscheiden Sie sich von anderen Swingerclubs?

Wir hatten vor 15 Jahren die Vision, den damals sehr negativ besetzten Begriff „Swingerclub“ neu zu definieren. Unser Ziel war es, Erotikevents auf höchstem Niveau zu entwickeln. Wir wollten dem Schmuddelimage den Kampf ansagen: Sex sollte bei uns keine billige, schnell verfügbare Ware sein. Diesem Zeitgeist stellen wir uns bis heute erfolgreich entgegen: Sex wird bei uns mit allen Sinnen zelebriert und jegliches Zeitgefühl, verbunden mit all den Sorgen und Nöten des Alltags, aufgehoben.

Kann es hierfür einen exklusiveren Ort als ein Schloss geben?

Unsere Gäste finden sich nicht nur in einem einmaligen Ambiente wieder, sondern werden auch noch durch ein fürstliches Buffet und edle Getränke verwöhnt.

Es gibt bei uns nicht viele Regeln, aber eine ist unumstößlich. „Einlass nur in gepflegter Abendgarderobe!“ – das war damals völlig revolutionär und hat sich bis heute bewährt. Ein Besuch im Schloss Milkersdorf bedeutet in eine andere Welt einzutreten.

Wenn Sie dieses Haus betreten, was geht Ihnen da durch den Kopf (außer täglicher Sorgen und Herausforderungen)?

Mit den Jahren hat sich natürlich eine gewisse Routine eingespielt. Trotzdem beginnt jeden Freitag die gespannte Erwartung aufs Wochenende. Schloss Milkersdorf ist für mich ein zweites Wohnzimmer geworden. Ich freue mich auf altbekannte Stammgäste, aber natürlich auch auf neue und interessierte Gäste. Hier treffen faszinierende Biografien auf spannende Geschichten. Ich könnte mir keinen besseren Beruf vorstellen – was ich hier in all den Jahren erlebt habe! Und so bereitet es mir jedes Mal aufs Neue ein großes Vergnügen, meinem Schlösschen den letzten Feinschliff zu geben, bevor die Nacht beginnt und die ersten Gäste eintreffen.

Was für Gäste besuchen Sie?

Bei uns ist jeder willkommen. In erster Linie möchten wir mit unserem Konzept natürlich Menschen ansprechen, die Genießer sind, also selbstbewusste Genussmenschen. Unser Publikum ist mondän bis hin zu frivol: Hier kann jeder sein, wie er ist oder der sein, der er gerne wäre. Wir schätzen gute Manieren, genauso wie unsere Gäste. Intellekt und Instinkt begegnen sich hier auf Augenhöhe. In der Hauptsache entstammen unsere Gäste der gehobenen Mittelschicht.

Wie viele Besucher hat Schloss Milkersdorf im Durchschnitt?

Inzwischen besuchen uns bis zu 160 Personen an einem Abend, meistens sind es Paare. Das Alter ist hierbei bunt gemischt: Von Anfang 20 bis Mitte 60 ist alles dabei. Uns besuchen Menschen aus der ganzen Welt, der Großteil natürlich aus Deutschland und Europa. Wir hatten aber auch schon Gäste aus Japan, die einzig und allein wegen Schloss Milkersdorf herflogen. Eine Zeitlang kamen viele Amerikaner: In einem Club in San Francisco hatte sich herumgesprochen, dass unser Schloss der beste Club solcherart in Europa sei.

schloss milkersdorf

Bekanntgehen, nicht fremdgehen, lautet Ihr Credo. Bitte erläutern Sie dies.

Es ist allseits bekannt, dass in Deutschland jede dritte Ehe geschieden wird. Der Mensch ist von Natur aus kein monogames Wesen. Das ist aber gar nicht das Problem, sondern die Kommunikation! Bordelle feiern Hochkonjunktur, Tinderdates garantieren schnellen, unverbindlichen Sex, wenn ich in meiner Partnerschaft unzufrieden bin. Warum fällt es den Menschen so schwer offen und ehrlich über ihre Bedürfnisse zu reden?

Schloss Milkersdorf bietet Paaren eine wunderbare Plattform sich selbst und auch seinen Partner neu kennenzulernen. Paare können hier gemeinsam ausgehen, ihre Neigungen und Wünsche ausleben.

Es kommt doch auf die Perspektive an: Jeder Mensch hat das Recht auf sexuelle Erfüllung. Eine Partnerschaft sollte (in dieser Hinsicht und generell) nicht als einschränkend empfunden werden. Deswegen: Bekanntgehen, nicht fremdgehen!

Viele denken nur an Spaß und Sex: Wie aufwändig ist es, solch einen Swingerclub zu betreiben? Wann beginnt die Vorbereitung, wie lange dauert die Nachbereitung?

Am Mittwoch geht es los mit dem Einkauf. Wir achten auf Qualität und hochwertige Produkte. Donnerstags beginnen dann die Köche und Barkeeper mit den Vorbereitungen. Zudem gibt es einen Hausmeister, der das Schloss regelmäßig in Stand hält. Am Freitag heißen wir dann pünktlich ab 20.00 Uhr unsere Gäste mit einem Sektempfang willkommen. Samstags wird geputzt, damit wir am Abend erneut unsere Gäste empfangen können. Unser Team ist dann bis Sonntag gegen 6.00 Uhr im Dauereinsatz.

Bei der Nachbereitung erwarten uns dann montags manchmal über 1.000 Handtücher, die wieder gewaschen werden müssen. Außerdem vergessen unsere Gäste in all dem Sinnenrausch auch gerne mal ihre Habseligkeiten, wie Handy oder Handtasche, da gilt es dann am Montag die Mails zu checken: Wer hat was vergessen und wohin müssen die Wertsachen (natürlich diskret) zurückgeschickt werden. Dienstags bin ich also immer Stammkunde bei der Post.

Unter der Woche erreichen mich zudem viele Mails. Durchschnittlich 60 – 80 Mails am Tag erhalte ich allein von neugierigen Interessierten, die noch etwas unsicher und befangen sind. Jede Mail wird bei uns innerhalb von 24 Stunden beantwortet. Ich versuche jedem seine Ängste zu nehmen, jede Frage zu beantworten, schließlich soll sich jeder Gast bei uns aufgehoben fühlen.

Wir sind ein exklusiver Club mit extrem hohem Anspruch. Unsere Gäste reisen aus Deutschland und ganz Europa an. Sie haben zum Teil eine weite Anreise hinter sich und wir möchten ihnen daher natürlich den höchsten Komfort bieten – in jeglicher Hinsicht. Sei es vor Ort oder bezüglich unserer Erreichbarkeit außerhalb der Veranstaltungen.

Wie kann man sich als Neueinsteiger einen Besuch im Schloss Milkersdorf vorstellen?

Gerade für Einsteiger, das sagen uns unsere Gäste immer wieder, ist Schloss Milkersdorf eine hervorragende Adresse: Wir wollen, dass sich unsere Gäste von Anfang an wohlfühlen, daher zeigen und erklären wir unseren Erstbesuchern das ganze Haus. Unser Publikum ist durchweg höflich und respektvoll, ein Nein ist immer ein Nein. Ich höre auch, dass gerade für langjährige Beziehungen ein Besuch im Schloss ein aufregendes „Hobby“ sei, welches nicht nur die Beziehung fördert, sondern auch deren Intimität bereichert und die Fantasie nachhaltig anzuregen weiß. Jedenfalls muss niemand bei uns ängstlich oder mutig sein: Man tastet sich vor und hat unglaublich viel Spaß.

Wir haben zum Beispiel eine Party, die sich besonders für Neueinsteiger anbietet: Die erotische Schlossnacht – Schwarz oder Weiß. Da gibt es schwarze und weiße Masken. Weiß signalisiert hierbei, dass man nur zuschaut und seinen voyeuristischen Neigungen nachgehen möchte. Die schwarze Maske dagegen ist für diejenigen, die aktiv sein wollen. Diese benutzen zumeist routinierte Besucher und Gäste, die ihrer ungestillten Lust nachgehen wollen.

Unsere Mottoveranstaltungen bieten generell ein abwechslungsreiches Programm. Für jeden soll etwas dabei sein. Unsere Botschaft ist hier ganz klar: Unterschiedliche Themenevents sollen unterschiedliche Kopfkinos bedienen.

Die Schlossnacht der Masken beispielsweise lebt von der Anonymität. Hier herrscht absolute Diskretion. Die Gäste kommen zum Teil bereits mit Masken an: So fühlen sie sich einerseits freier und andererseits hinsichtlich ihrer Identität geschützt.

Neueinsteiger treffen im Schloss Milkersdorf also auf Gäste, die Diskretion schätzen, aber auch auf Partyvolk und auf SM-Publikum. Unser Schloss ist ein Ort der Vielfalt, jeder findet hier seine Nische.

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Sie haben sich andere Clubs angeschaut, sind womöglich gut vernetzt in der Szene, was für Menschen/Typen sind diese Clubbetreiber?

Clubbetreiber und Erotikveranstalter sind in erster Linie Freigeister und Hedonisten. Die Erfolgreichen unter ihnen sind sehr humorvoll. Sexuell gesehen sind sie jedoch eher wie Eunuchen: Sie wissen genau, wie es geht, halten sich in der Praxis aber absolut zurück.

Ihr Lieblingsplatz im Haus?

Da ich ja parallel, nicht nur in diesem Haus, als DJ fungiere, ist die DJ Kanzel definitiv einer meiner Lieblingsplätze. Aber natürlich auch das Kaminzimmer. Dort lasse ich die Nacht gerne mit einem Glas Whiskey und einem guten Gespräch ausklingen.

Ihr Glücksmoment im Schloss Milkersdorf?

Wenn sich meine Gäste wohlfühlen und wieder kommen, das ist ein absoluter Glücksmoment. Diese leuchtenden Augen!

Und zum Schluss: Haben Sie so etwas wie eine Botschaft?

Meine Botschaft lautet vor allem: Lebt, wonach Ihr strebt. Verschwendet Eure Zeit nicht mit Ängsten und Befangenheiten. Findet Eure sexuelle Erfüllung. Seid kreativ, lasst Euch inspirieren. Bleibt in Bewegung, denn darum geht es doch im Leben: Sich zu entwickeln. Und im Dialog zu bleiben: Erst die Beziehungen zu anderen, machen unser Sein so kostbar.

Vielen Dank für das Gespräch.

Wenn Sie mehr über Schloss Milkersdorf erfahren möchten, klicken Sie hier.

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