China verschärft Porno-Zensur noch stärker

Porno-Zensur

Das durch digitale Tools und Kameras inzwischen zu einem Überwachungsstaat Orwellschen Ausmaßes angewachsene Bestreben der chinesischen Regierung, die Bürger des Landes zu überwachen, nimmt immer schärfere Formen an. Nun verordnet das Land seinen Einwohnern einen neuen »Moralkatalog«, der es in sich hat.

Mt einer neuen Verordnung will die chinesische Regierung die »moralische Qualität« ihrer Milliardenbevölkerung verbessern. Zu den neuen moralischen Verordnungen gehört auch, dass die in vielerlei Hinsicht sozial überwachten Bürger des Landes keinerlei Pornografie konsumieren solle. Deren Verkauf und Produktion ist in China zwar ohnehin verboten, aber nun soll der Konsum zusätzlich sozial geächtet werden, was in dem Land reale, teils harsche Folgen haben kann.

Die neuen Richtlinien wurden unter dem Titel »Entwurf für die Umsetzung eines bürgerlichen Moralaufbaus für die neue Ära« veröffentlicht. Ein Titel, der so unmenschlich und lebensfern klingt, wie es die Zielsetzungen bestätigen.

Das buchdicke Reglement enthält zahlreiche Leitlinien, wie man sich als moralisch korrekter Bürger Chinas zu verhalten habe. Ziel sei es, den »chinesischen Geist, chinesische Werte und chinesische Macht« zu stärken. Die Anklänge an faschistische Lenkungsideale einer Bevölkerung sind dabei sicher kein Zufall.

Doch nicht nur Pornografie ist den chinesischen Moralpolitikern ein Dorn im Auge. Sie wollen ganz grundsätzlich festlegen, wie die Bürger des Landes zu leben und lieben haben. Der Moralcode enthält auch Regeln für Kleiderordnung, für die Art, die chinesische Hymne zu singen, die Höhe von gesellschaftlich akzeptierten Hochzeitskosten und einiges mehr.

Neben der freien Meinungsäußerung gehört auch Sex und Pornografie seit Jahren zu den Feindbildern der chinesischen Staatsführung. Der ideale Bürger des Landes hält sich nicht nur von Pornografie fern, er weist auch andere auf ihr Fehlverhalten hin und zeigt Pornoproduzenten an. (Kopfgelder in Höhe eines Vielfachen des durchschnittlichen Monatslohns wurden schon letztes Jahr auf die Ergreifung von Pornoproduzenten ausgelobt.)

Branchenbeobachter vermuten, dass die neuen Leitlinien vielleicht auch als Zeichen der Schwäche zu lesen sind. Trotz der drakonischen Strafen und der umfangreichen Zensur des chinesischen Internets sind die Einwohner des Landes noch immer eifrige Konsumenten von Pornografie und auch von regimekritischen Stimmen. Die richtigen VPN-Netzwerke helfen, die staatlichen Internetsperren zu umgehen.

70% der männlichen Chinesen und etwa die Hälfte der chinesischen Frauen geben in anonymen Umfragen an, Pornografie regelmäßig zu konsumieren. Insgesamt ist wie beim Alkohol und bei der Freiheit des Denkens nicht davon auszugehen, dass selbst die härtesten Diktaturen je wirklich den Drang des Menschen unterbinden können, diese privaten und individuellen Freuden und natürlichen Äußerungen menschlichen Daseins auszuleben. Wo ein Wille ist, findet sich ein Weg.

 

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