Der Rabbit, Sex and the City und die Sextoy-Revolution

sex und der city

Der legendäre Rabbit, ein Vibrator von Vibratex, der mitverantwortlich für den Durchbruch von Sextoys als Mainstream-Objekt wurde, feiert den 20. Geburtstag seines Gastauftritts in der legendären HBO-Hitserie »Sex and the City«.

Die vier Freundinnen Carrie, Samantha, Miranda und Charlotte haben mit ihrer Unterhaltung über den Rabbit und den darauf folgenden Ausflug in einen Sexshop sowie späteren Erfahrungsberichten einen ewigen Platz in der Hall-of-Fame der TV-Geschichte gesichert. Darüber hinaus hat die prominente Erwähnung des Sextoys auch einen ersten Grundstein zum Siegeszug der Sextoys durch die Mainstream-Medien gelegt. Von »Sex and the City« bis zum Blockbuster-Erfolg »50 Shades of Grey« und Sextoy-Besprechungen in Glamour und Cosmopolitan führt eine gerade Linie zur Normalisierung der Öffentlichkeit im Umgang mit Sexspielzeug. Ein bemerkenswertes Umsatzwachstum und ein immenser Wandel der Branche sind die Folge dieser Entwicklung.

Sex and the City war eine der ersten großen Erfolgsserien des Pay-TV-Senders HBO, der die amerikanische Befindlichkeit seit drei Jahrzehnten wie ein Seismograph in fiktionalisierte Hitserien verarbeitet.

Seinen Gastauftritt hatte der Rabbit in einer Folge der ersten Staffel mit dem Titel: »The Turtle and the Hare«. Darin erzählt Miranda den anderen davon, wie sehr sie den Rabbit als Orgasmus-Garant schätzt. Gemeinsam besuchen die Freundinnen einen Sexshop und begutachten zunächst mit viel Skepsis den pinken Vibrator. Die häufig als prüde skizzierte Charlotte kauft sich ein Exemplar des Rabbits und beginnt, Verabredungen abzusagen, um zuhause Zeit mit ihrem Vibrator verbringen zu können. Es kommt zu einer Intervention, und der Rabbit wurde zu einem Klassiker der Popkultur.

Die Serie wird somit stark für den Durchbruch von Sextoys verantwortlich gemacht. Die Sexologin Carol Queen der Sexshop-Kette Good Vibrations sagt dazu: »Sex and the City hat Vibratoren aus dem Schatten ans Licht geholt.« Nach Ausstrahlung der Folge fanden sich 1998 Schlangen von neugierigen Frauen im Laden, die sich für den Rabbit interessierten.
Beim Hersteller wusste man zunächst gar nichts von der unverhofften Marketing-Hilfe durch die HBO-Serie. Die Umsatzzuwächse konnte man sich gar nicht erklären. Shay Martin, Vizepräsident von Vibratex sagte: »Wir hatten alle kein HBO. Einer unserer Kunden schickte uns eine VHS-Aufzeichnung der Folge. So erfuhren wir davon.«
Die Folgen waren immens. In den Jahren nach der Ausstrahlung wuchs der Umsatz von Vibratex um 700%. Die Nachschub-Frage wurde zu einem Problem für das Unternehmen. Um die Wartezeit für Kunden zu verkürzen, nahm Vibratex sogar in Kauf, kostspielige Versandwege zu wählen, die schneller waren. Martin sagt: »Wir haben damit nicht viel verdient, aber wir waren glücklich, dass das Interesse so groß war.«

Dass ausgerechnet die biedere Charlotte so viel Freude am Rabbit hatte, dürfte zum nachhaltigen Erfolg des Vibrators beigetragen haben. Zum ersten Mal war es nicht mehr anrüchig, einen Sexshop zu betreten, sondern ein popkulturell abgesegneter Befreiungsmoment für viel Frauen. Für viele war die Hemmschwelle gesunken oder verschwunden.

Dass der Kauf des Vibrators in der Folge in einer modernen Filiale des Sextoy-Händlers Pleasure Chest stattfand und nicht in der Privatheit der eigenen vier Wände, dürfte ebenfalls geholfen haben, den Besuch eines Sexshops zu entmystifizieren. Sexshops, so wurde vielen klar, mussten nicht halbseiden sein.

Auch heute noch hält die Touristenattraktion der »Sex and the City«-Bustour an der Pleasure Chest-Filiale im New Yorker West Village.

Neben der grundsätzlichen Normalisierung von Sextoys fand in der Folge auch eine Sensibilisierung für hohe Preise statt. Seit der Ausstrahlung hat sich insbesondere im Hochpreissegment für Sextoys einiges getan. Vor zwanzig Jahren gab es nur sehr wenige High-End-Sextoys. Heutzutage gibt es viele Hersteller, die sich gänzlich auf das Preissegment um oder über $100 spezialisiert haben. Design, Verpackung, Präsentation und Marketing spielen nun eine ungleich größere Rolle als zuvor.

Inzwischen kann man sich vielfach kaum noch vorstellen, wie groß der Durchbruch damals gewesen ist. Heutzutage scheint es ganz normal, dass Sexshops offene, durchdesignte Ladenflächen sind, dass Sextoys durchaus etwas kosten, technisch immer raffinierter werden und mobil gesteuert werden können, dass schicke Startups den Markt immer stärker aufwirbeln.

Auf YouTube kann man die Höhepunkte der Rabbit-Folge noch einmal Revue passieren lassen.

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