Verunsicherung in der Erotikbranche: Was ist bei Instagram erlaubt?

wildflowersex

Der Online-Sextoy-Händler WildFlowerSex wurde letzte Woche von Instagram gesperrt. Angeblich habe das Unternehmen gegen die Richtlinien des Social-Media-Networks verstoßen. Inzwischen hat der Sexshop zwar wieder Zugang zu seinem Account, doch der Schock sitzt tief. Schließlich wird viel in den erfolgreichen Auftritt investiert. Ein bekanntes Problem für zahlreiche Unternehmen, Darsteller und Künstler der Erotikbranche.

Zu einem der Probleme beim Marketing für Sexshops gehören verstärkt die Unsicherheit bei der Investition in Social Media. Schließlich kann es den blitzblanken Silicon-Valley-Kapitalisten jederzeit in den Sinn kommen, dass Erotik und Erwachseneninhalte nicht zum quietschblanken Image des Konzerns passen. Dabei kann jahrelange Arbeit einfach zerstört werden.

So wäre es fast auch dem Sexshop WildFlowerSex ergangen. Das Unternehmen hat seinen Account auf Instagram dazu genutzt, körper- und sexpositive Inhalte zu veröffentlichen. Wie vielen Unternehmen aus dem Bereich Aufklärung und sexuelle Gesundheit ist das Unternehmen dabei den ohne Sinn und Verstand agierenden Zensurwächtern des Social-Media-Giganten Instagram in die Quere gekommen.

Amy und Nick Boyajian sind die Gründer von WildFlowerSex. Sie haben sich knapp 70.000 Follower auf Instagram erkämpft. Ihr Account ist ein wichtiger Teil ihres Marketings. Viel Liebe und Aufwand fließt in den Auftritt. Letzte Woche der Schock: Ohne Vorwarnung war ihr Account dauerhaft gelöscht worden. Der Zugang zum eigenen Publikum war mit einem Mal nicht mehr möglich.

Nick Boyajian sagt dazu: »Instagram hat uns nicht mitgeteilt, wie wir wie Nutzungsbedingungen verletzt haben, nur dass wir gesperrt seien. In der Stunde danach meldeten sich bereits zahllose Freunde und andere Leute aus der Sextoy-Branche, die sich um uns Sorgen machten und fragten, wo unser Account sei, was man tun könne, damit wir ihn wieder bekämen. Wir haben immer noch keine richtige Antwort darauf erhalten, warum unser Account deaktiviert wurde.«

Amy Boyajian stimmt zu: »Als wir festgestellt haben, dass unser Account deaktiviert worden ist, ist uns das Herz in die Hose gerutscht. Wir haben so viel Mühe und Liebe in die Erstellung des Aufklärungsmaterials für Instagram und unsere Webseite gesteckt … Sehen zu müssen, wie das ohne Warnung und Angabe von Gründen einfach verschwindet, war niederschmetternd.«

Sie betont, dass der Account zwar oftmals Nacktheit veröffentliche, nie aber Instagrams Verbot von Pornografie verletzt habe. Allerdings schränkt sie ein: »Um ganz ehrlich zu sein, haben wir schon vermutet, dass das passieren könnte. Instagram ist in letzter Zeit spürbar gegen viele Accounts vorgegangen, die das Unternehmen als zu ’sexuell konnotiert‘ bezeichnet hat. Der ganze Ansatz von WildFlowerSex dreht sich um Aufklärung und um einen gesunden Umgang mit sexueller Lust. Ist das wirklich eine Verletzung der Nutzungsbedingungen? Wir haben gedacht, dass es nicht so wäre. Und hunderte von Menschen, die uns geschrieben haben und die über uns Posts veröffentlicht haben, sahen das so wie wir.«

Debatte über Rechtssicherheit in Sozialen Medien dringend nötig

Die Betreiber des WildFlowerSex-Shops hoffen, dass ihre Erfahrung mit dem Social-Media-Giganten eine Debatte anregt. Ist es wirklich wünschenswert, dass Sexualität, sexuelle Gesundheit und Aufklärungsarbeit aus den sozialen Medien verschwindet? Befinden wir uns in einer Phase reaktionären Konservatismus, der die mühsam errungene sexuelle Freiheit und das gesellschaftliche Sprechen über Sex weltweit bedroht?

Neben dieser allgemeinen Frage, bleibt es für viele Unternehmen der Branche fraglich, inwiefern sich Investitionen in Social-Media-Auftritte lohnen. Schließlich bleiben Inhalte und gewonnene Follower ganz der Gnade unberechenbarer Mainstream-Konzerne unterworfen. Ein unhaltbarer Zustand. Die Konzerne müssen dringend klare Regeln aufstellen und auch ihren kommerziellen Nutzern endlich Rechtssicherheit für ihre Arbeit bieten.

Hier finden Sie die Webseite des Shops. Und hier ist der Link zum Instagram-Account des Unternehmens, der inzwischen über knapp 80.000 Follower verfügt.

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