
Die VENUS Berlin hat letzten Sonntag ihre Pforten geschlossen und erneut fast 30.000 Zuschauer in die Hallen der Erotikmesse gezogen. Ein rauschendes Fest von Donnerstag bis Sonntag, zahlreiche Möglichkeiten für Entdeckungen, Geschäfte, Netzwerken, Sinneslust und Promi-Schaulaufen. Für unser erstes Interview von der diesjährigen Messe haben wir uns mit Manfred Scholand, dem Geschäftsführer von RS Dolls Deutschland getroffen.
Für die tausenden von Besucher bietet die VENUS Berlin Jahr für Jahr zahlreiche Einblicke in die unterschiedlichen Facetten der Erotikbranche, von Sexspielzeugherstellern über Camanbieter bis hin zu Erotik- und Pornostars, von Modeunternehmen über Dominas, Stripshows, tolle Gastro sowie Kosmetik- und Beauty-Anbieter: Was immer sinnliche Lebenslust verheißt, findet sich auf der VENUS.
Einen besonderen Schwerpunkt boten auch in diesem Jahr die immer lebensechter scheinenden Sexpuppen. Sie wirken wie magische Zuschauermagneten. Für den Stand von RS Dolls Deutschland gilt das in besonderem Maße. Wann immer man dort vorbeischlendert, findet man Trauben von Messebesuchern, die die lebensechten Sex Dolls des im Harz beheimateten Unternehmens begutachten und natürlich auch mal anfassen wollen. Das führt regelmäßig zu Staunen und viel freundlichem Gelächter am Stand. Das Erinnerungs-Selfie für die Daheimgebliebenen gehört auch dazu.
Mitten im Trubel hat sich Geschäftsführer Manfred Scholand kurz Zeit genommen und ein wenig über sein Unternehmen und seine Produkte geplaudert.
RS Dolls Deutschland ist einer der wenigen europäischen Hersteller von Sexpuppen. Wie würden Sie Ihre Produktlinie und Ihren Unternehmenskern beschreiben?
Wir stehen für lebensechte Liebespuppen der neuen Generation, auf Deutsch gesagt Real Dolls. Wir präsentieren hier auf der VENUS unsere RSD-Premium-Serie. Das sind absolut lebensechte Real Dolls in einer Größe von 1,50m bis 1,70m. Unsere Bestseller finden Sie direkt am Stand, daneben auch unsere neusten Modelle. Wir haben hart an der Qualität, an der Verbesserung des Materials und am Design gearbeitet, um unsere neue Serie herauszubringen. Erfolg und Zuspruch sind sehr gut hier.
Wir sind eigentlich aus dem Harz und haben unseren Sitz in Ilsenburg, wo wir eine ständige Verkaufsausstellung mit 200 vorrätigen Produkten haben. Dort bieten wir auch schnellen Werkstattservice.
Ist das Verhältnis zwischen allgemeinem Publikum und Händlern für Sie auf der Messe ausgewogen?
Wir sind bereits zum 5. Mal auf der VENUS und immer sehr glücklich hier. Wir freuen uns über den großen Zuspruch beim Publikum in Berlin. Für uns ist es wichtig, dass wir uns hier präsentieren und unsere Produkte zeigen können. Natürlich sind hier überwiegend Endkunden, aber wie Sie gerade gesehen haben, mussten Sie etwas auf das Interview warten, da ich einen Gewerbetreibenden am Stand hatte, einen Erotikfachhändler. Das geschieht durchaus häufiger und ist einer der Gründe, weshalb wir hier sind.
Auf der Messe ist die ideale Gelegenheit für uns, sehr unterschiedliche Kontakte zu knüpfen. Die Details macht man dann nach der Messe. Aber wir finden hier sowohl Endkunden als auch Fachkunden.
Wie haben Sie die diesjährig etwas stärkere Trennung zwischen den Live-Show-Angeboten und der Business-Halle empfunden? Viele haben sich eine ruhigere Halle gewünscht. Ist das für Sie so gelungen?
Ja, das auf jeden Fall. Wer richtig Action will, kann in die Halle 20 gehen und sich dort richtig austoben. Wir brauchen hier aber natürlich auch die Möglichkeit zum Endkundengespräch und das Gespräch mit dem Erotikfachhandel. Da ist zu viel Trubel nicht unbedingt nützlich. Und wir legen schon sehr großen Wert auf eine sachliche Präsentation. Und das ist in dieser Halle eben gewährleistet. Ich finde es richtig so, wie das Konzept aufgemacht ist.
Mit welchen Materialien arbeiten Sie im Wesentlichen?
Wir arbeiten mit Silikon, aber vor allem mit TPE, das ist das sogenannte Thermoplastische Elastomer, das haben wir seit 2014 entwickelt. Es ist noch weicher, es hat ein noch besseres Schwingungsverhalten, und es hat unheimlich viele Vorteile, was die Produktion und Handhabung angeht. Man sieht jedes Jahr eine Weiterentwicklung, die RS Dolls da erlebt, was Design und Material angeht. Aber auch was Skelett und Schwingungsverhalten von Brüsten und Körpern und vom Gesamtdesign angeht. Und wir sind sehr stolz, dass wir die Puppen hier so präsentieren können.
Und welche Modelle sind besonders erfolgreich?
Das Premium-Modell haben wir hier auf dem Sofa, das ist unsere Diana. Sie ist 1,64m. Wir haben das Modell selbst entwickelt. Es ist weder zu groß, noch zu klein, nicht zu schwer, es hat keine übergroßen Brüste, es hat eigentlich so die Idealmaße und kommt wahnsinnig gut an. Ich denke, wir haben das europäische Schönheitsideal sehr gut getroffen und bekommen großen Zuspruch dafür.
Allerdings ist die RSD-Linie zwischen 1,50 und 1,70m auch so aufgestellt, dass wir auch gewichtstechnisch für jeden das Richtige dabei haben. Gewicht ist auch ein großes Thema für lebensechte Liebespuppen, das man die entsprechend auch nutzen kann, das eine Bewegung auch nicht einfach dazu führt, dass das Produkt verschoben wird. Die Gewichte liegen zwischen 25 und 35 Kilo. Sie sind handhabbar, aber auch nicht zu leicht.
Wie machen Sie das mit dem Gesichtsdesign? Haben Sie ein spezielles Entwicklungsteam? Wie entscheiden Sie, welche Gesichtszüge ausgewählt werden?
Wir haben natürlich mit der neuen Zeit natürlich auch ganz andere Möglichkeiten. Wir können ein Foto von vorne, rechts und links machen und mit der 3D-Technik können wir mit dem 3D-Drucker tatsächlich aus Fotos Modelle machen. Das wird natürlich auch ständig optimiert, aber wir können auch ganz lebensecht 1:1 das Foto der jeweiligen Menschen abbilden, da könnte Madame Tussaud in London noch eine ganze Menge von uns lernen.
Es gibt auch verstärkt männliche Puppen im Angebot. Gibt es da viel Nachfrage oder muss man als Händler und Hersteller noch mehr Vorarbeit leisten?
Ich denke, zu 95% verkaufen wir weibliche Modelle. Die 3-5% männlichen Modelle gehen dann auch noch oft zu 90% in den Gay-Bereich – und davon die Hälfte nach Köln… Männliche Liebespuppen haben so ein bisschen den Nachteil, dass sie oftmals für Frauen nicht aktiv genug sind. Sie haben zwar Vibration, aber bei einem 1,60-Modell sagen die Damen: »Der ist aber ein bisschen leicht und klein…« Bieten wir aber ein 1,75-Modell an, heißt es: »Der ist mir aber viel zu schwer.«
Ich würde sagen, dass die Aktivität noch zu gering ist. Aber im Gay-Bereich sind die Modelle sehr populär. Und Frauen haben ja auch schon viele Standard-Produkte am Markt, die Vibratoren, Männer hingegen haben nicht so viele erotische Produkte, die interessant sind. Und ich hoffe daher, dass die Dolls bei den Herren irgendwann genauso populär sind wie die Vibratoren bei den Damen.
Wir sind im Kern ein deutsches Unternehmen, obwohl wir international aufgestellt sind. Die größten Märkte für lebensechte Liebespuppen sind für uns Deutschland, Schweiz und Amerika. Aber in Deutschland gibt es bereits einen großen Markt für unser Angebot. Und auch andere Bereiche sind für uns interessant, Asien sowieso. Aber wir konzentrieren uns auf Deutschland, Schweiz und USA.
Sie betonen in Ihrem Firmennamen die deutschen Wurzeln. Ist Ihr Standort eher hilfreich oder hinderlich angesichts der Konkurrenz aus Asien?
Ja, ich wollte mit dem Firmennamen nochmal sehr deutlich machen, dass wir ein deutsches Unternehmen sind. Außer uns sieht man auf den Erotikmessen ja fast nur ausländische Unternehmen. Und wir stellen uns als ein in Deutschland verwurzeltes Unternehmen aus dem Harz auf. Da ist unsere Zentrale, da sitzen unsere Mitarbeiter, da sind unsere Lagerhallen. Und dort bieten wir unseren Service. Wir sind derzeit sieben Mitarbeiter. Aber wir suchen dringend Leute. Wer also Spaß hätte, bei RS Dolls Deutschland einzusteigen, der ist herzlich willkommen. Wir sind ein innovatives Unternehmen, die Anforderung sind primär eine kaufmännische Ausbildung.
Vielen Dank für das Gespräch!
Weitere Informationen zur RS Dolls Deutschland finden Sie auf der Webseite des Unternehmens.