Durex Indien zettelt Kampf der Geschlechter an

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Durex gehört zu den weltweit größten Kondommarken und ist auch in Indien einer der wichtigsten Marktteilnehmer. Immer wieder fällt das Unternehmen mit kreativen, oft gesellschaftspolitisch relevanten Kampagnen auf. Die neuste Kampagne zum sogenannten »Orgasm Gap« hat dem Unternehmen viel Beifall jedoch auch einen gewaltigen Shitstorm eingetragen. 

Im Westen gehört Durex eher zu den leisen, dennoch stets präsenten Riesen, eine omnipräsente Marke, die nicht viel Werbung zu machen braucht. In Indien hingegen tritt Durex weitaus aggressiver und frecher auf. Die Marketingkampagnen des Kondomriesen sorgen regelmäßig für hitzige Debatten und gesellschaftliche Kontroversen im überwiegend konservativ geprägten Indien.

Orgasmuslücke sorgt für Kampf der Geschlechter in Indien

Mit der neusten Kampagne hat sich das Unternehmen allerdings nicht nur Freunde gemacht. Im Zentrum steht Aufklärungsarbeit über die sogenannte Orgasmuslücke, diese beschreibt die Tatsache, dass Frauen beim Geschlechtsverkehr weitaus seltener zum Höhepunkt kommen als Männer und den Orgasmus oftmals vortäuschen. Zwar ist dies kein indienspezifisches Phänomen – der Orgasm Gap besteht weltweit – doch männliche Inder nahmen die Botschaft nicht gerade gelassen.

Verschärfend dürfte hinzukommen, dass Durex für die Kampagne #OrgasmInequality mehrere bekannte indische Schauspielerinnen und Influencerinnen gewinnen konnte, die in offenherzigen Video-Testimonials davon berichten, dass Sex mit Männern für viele Frauen ohne Orgasmus verläuft. Im Text zur Kampagne heißt es: »Nahezu 70% der Frauen in Indien haben beim Sex keinen Orgasmus.«

Frauen begrüßen die Kampagne, Männer rufen zum Durex-Boykott

Zahlreiche Frauen begrüßen die Kampagne. Sie liken und teilen die Kampagne und berichten unter dem Hastag #IFakedItToo und #Fakeorgasms über eigene Erlebnisse.

Die Männer hingegen zeigen sich erbost. Zahlreiche, insbesondere konservative Inder attackieren Durex und die an der Kampagne beteiligten Frauen im Netz. Mit den Hashtags #BoycottDurex und #BanDurex wüten tausende Männer gegen das Thema. Offenbar fühlen sie sich in ihrer Männlichkeit untergraben oder das selbstbewusste Auftreten der prominenten Frauen schürt misogyne Instinkte.

Shitstorm gegen Durex und beteiligte Prominente

Zahlreiche Männer fordern die Regierung auf, gegen Durex vorzugehen und eine Entschuldigung des Unternehmens einzufordern. Auch die berühmte indische Schauspielerin Swara Bhaskar, die ebenfalls in der Durex-Kampagne zu sehen ist, wird aggressiv getrollt. Das dürfte auch daran liegen, dass die Schauspielerin offen dazu aufruft, dass Frauen aufhören sollten, den Oragsmus zu faken. Für viele Männer offenbar eine Kriegserklärung.

Inderinnen kontern das wütende Aufstampfen der traditionellen indischen Männlichkeit mit boshaften Gegentweets: »Ihr schreibt #BoycottDurex, weil euer fragiles, indisches Männer-Ego es nicht erträgt, dass eure 15-sekündigen Auftritte nicht den Respekt bekommen, den sie eurer Meinung nach verdienen.« Andere Frauen machen sich lustig: »Unsere Bevölkerungszahl ist viel zu hoch, um Durex zu boykottieren. Männer, stellt euer fragiles Ego nicht der Geburtenkontrolle in den Weg.«

Doch nicht alles ist schwarz/weiß. Auch in Indien gibt es Männer, die sich des Problems bewusst sind. Der Influencer Aparshakti nahm ebenfalls an der ursprünglichen Kampagne des Kondomherstellers teil.

Reckitt Benckiser lehnt sich gelassen zurück

Durex sieht die Sache gelassen und freut sich darüber, im Gespräch zu sein. Zwar gibt es sogar Aufrufe von erbosten Indern, man sollte statt Durex nun die als indisch wahrgenommene Kondom-Marke Kohinoor kaufen. Auch der Hashtag #SayYesToKohinoor entwickelt sich somit zu einem Trend auf Twitter. Allerdings haben die wütenden Männer die Rechnung ohne die Globalisierung gemacht. Kohinoor gehört genau wie Durex zum Reckitt Benckiser Konzern. Diesem dürfte es relativ egal sein, welche Marke den Umsatzwachstum verzeichnet.

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