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Freitag, Juni 2, 2023
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Stühlerücken bei Playboy: Julie Uhrman soll Digitalgeschäft ausbauen

Julie Uhrman

Erst kürzlich hat sich die Familie Hefner von ihren letzten Anteilen an der Playboy-Gruppe getrennt. Die ersten Personalentscheidungen nach der Übernahme durch Icon Acquisitions Holdings deuten darauf hin, dass der neue Eigentümer die Versäumnisse des Hasen-Konzerns im Digitalgeschäft aufholen will. Julie Uhrman übernimmt das Ruder als President of Media. Sie soll die Bereiche Streaming, Videospiele und VR-Plattformen ausbauen. Ein deutliches Zeichen, dass man bei Playboy die alte Binsenweisheit »Content is King« noch nicht aufgegeben hat. Ein letzter Versuch?

Julie Uhrman wird die Digitalgeschäfte des Playboykonzerns über alle Bereiche und Ländergrenzen hinweg verzahnt führen. Die erfahrene Medienfrau kommt vom Hollywood-Studio Lionsgate, wo sie zuvor als Vice President für das Fernseh- und Streaminggeschäft des Studios zuständig war. Zu den von ihr betreuten Marken gehören Comic-Con HQ, Tribeca Shortlist und das in Kooperation mit dem US-Comedian Kevin Hart betriebene Laugh-Out-Loud.

Bereits bei Lionsgate hat sie neue Dienstleistungen und weltweit neue Distributionskanäle für die Inhalte des Studios aufgebaut. Vor Lionsgate war sie bei dem VR-Pionier Jaunt Inc. beschäftigt.

Uhrman berichtet direkt an Playboy CEO Ben Kohn, der ihr offenbar zutraut, dass sie die Marke über die Plattformen und Distributionskanäle hinweg miteinander verzahnen und global ausspielen kann. Schließlich ist die Marke als eine der großen Weltmarken weitaus mehr wert, als das derzeitige operative Geschäft, das seit Jahren schrumpft und die einstige Bedeutung des Unternehmens kaum noch erkennen lässt.

Kohn sagt dazu: »Julie bringt eine immense Erfahrung im Medien- und Digitalgeschäft mit, die für unsere Bemühungen entscheidend sein werden, die Bedürfnisse unseres gegenwärtigen Abonnentenstamms zu befriedigen und die Präsenz der Marke auf neue Plattformen zu erweitern. Ihr unternehmerisches Denken und ihre breite Erfahrung über alle digitalen Produkte hinweg, macht aus Julie eine Trumpfkarte für die Entwicklung von weltweiten Geschäftsmöglichkeiten bei TV-Plattformen, Spiel-, VR/AR und anderen digitalen Produkten.«

Uhrman freut sich bereits auf ihre neue Aufgabe und versteht die besondere Kultur des Konzerns mit dem Hasen-Logo: »Bereits in den Anfangstagen war Playboy ein Unternehmen, das für individuelle und gesellschaftliche Freiheit stand. Es ist eine Marke, die dabei geholfen hat, Veränderungen in gesellschaftlichen Einstellungen herbeizuführen und arbeitet weiter daran, seine Angebote so inklusiv wie möglich zu gestalten. Ich freue mich darauf, Teil des Playboy-Teams zu werden, um diese weiterlaufende Story des Unternehmens über alle Medien hinweg weltweit für gegenwärtige und künftige Generationen fortzuschreiben.«

Das direkte Erotik-Geschäft ist bei Playboy seit Jahren eigentlich auf dem Rückzug. Immer wieder kommen Gerüchte auf, der Konzern wolle sein Flaggschiff, das Playboy-Magazin einstellen und die Umsätze aus dem Lizenzgeschäft mit dem Markennamen und dem weltweit bekannten Logo des Unternehmens hat sich längst zum wichtigsten und einträglichsten Geschäftsbereich entwickelt. Seit Jahren entwickelt sich Playboy daher zu einer Lifestyle-Marke, die im Wesentlichen auf Lizenzgeschäfte setzt.

Nun aber wird die Entscheidung, die Pay-Per-View-Kanäle und Webseiten der Playboygruppe an den MindGeek-Konzern aus Kanada outzusourcen rückgängig gemacht. Ob dies wirklich aus Überzeugung geschieht, ob also die Produktion von Erotikmedien tatsächlich zum Geschäftskern gezählt wird oder ob der Wert der Marke besser gepflegt, bewahrt und geschützt werden kann, wenn die Erotikinhalte unter eigener Regie produziert werden, sei dahingestellt. Die Konsequenz ist gleich: die Befürchtungen von Beobachtern sind zunächst einmal ausgeräumt. Die Gruppe scheint nach dem Ausstieg der Hefners nicht darauf ausgerichtet zu werden, nur noch von Lizenzgebühren aus dem Markennamen zu leben und keinerlei eigene Inhalte mehr herzustellen.

Trotz der Lizenzgebühren ist der Umsatz seit Jahren rückläufig. Das einstige Milliardenunternehmen macht längst weniger als 100 Millionen Dollar Umsatz. Immerhin die Hälfte sollen weiterhin aus der Produktion von Erotikmedien stammen, dies umfasst das legendäre Print-Magazin, die Webseiten und den TV-Kanal.

Uhrman fällt also der Job zu, die Marke zu den Wurzeln zurückzuführen und zu beweisen, dass Playboy nicht nur von vergangenen, glorreichen Zeiten zehren kann, sondern in Eigenregie neue Inhalte an ein globales Publikum verkauft bekommt. Es wäre wohl ein gutes Zeichen für die ganze Branche, wenn ihr dies gelingt.

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